Von , 04.01.2012

GroWiAn, die 1983 in Betrieb genommene - zu ihrer Zeit - größte Windkraftanlage der Welt.

Das nebenstehende Bild eines nicht genannten Fotografen zeigt GroWiAn, die 1983 in Betrieb genommene - zu ihrer Zeit - größte Windkraftanlage der Welt. Unter der Leitung der Kernforschungsanlage Jülich (!) wurden 90 Millionen DM Forschungsgelder in dieses Projekt gesteckt, das auf dem Papier eine Spitzenleistung von 3 Megawatt erreichte, genug um nach einer Hochrechnung der Planer 4.000 Haushalte mit Strom zu versorgen.


In der Praxis arbeitete der Prototyp nur 420 Stunden (17,5 Tage). Nach vier Jahren Dauerreparatur wurde das Projekt abgebrochen, weil die Konstruktion ein Desaster war, für das keine weiteren Fördermittel mehr bewilligt wurden.
Ich erwähne die Anlage deshalb, weil sie bei aller Unzulänglichkeit doch einen nützlichen Beitrag zur weiteren Entwicklung der Windenergienutzung geliefert hat. GroWiAn zeigte, wie es nicht geht. In den folgenden Jahren versuchten sich Ingenieure, Techniker und Investoren nicht an Großprojekten, die sich wegen der auf die Konstruktion einwirkenden gewaltigen Kräfte als mechanisch schwer beherrschbar erwiesen. Stattdessen arbeitete man sich - dem dänischen Vorbild folgend - von kleinen Anlagen in kleinen Entwicklungsschritten zu größeren Anlagen hoch.

Während GroWiAn 1987 ohne nennenswerte Ausbringung zum Museumsstück wurde, hat das nur 23 Jahre später (November 2010) erbaute na dann… Windrad, eine Enercon E82 - mit 108m Nabenhöhe noch 10% größer als GroWiAn - die maximal 2.700 PS am Rotor tadellos im Griff. Nach 13 Monaten oder 8.842 Betriebsstunden hat das Kraftwerk 3,9 Millionen kWh sauberen Strom ins Netz der RWE geliefert.

Weniger als ein Vierteljahrhundert haben Ingenieure, Techniker und Investoren gebraucht, um aus dem fehlgeschlagenen GroWiAn Versuch eine Erfolgsgeschichte zu machen. Wenn ich diese rasante Entwicklung nicht mit eigenen Augen sehen würde, indem ich von Zeit zu Zeit einen Blick auf den Leistungszähler im Inneren der Anlage werfe, würde ich vielleicht am möglichen Erfolg einer Energiewende auf diesem Planeten zweifeln.

Statt zu zweifeln nehmen wir einen kleinen Teil der sauberen Energie für den nächsten Schritt: das Heft 03/12 in 14 Tagen fährt mit einem Kangoo Z.E. als Verteiler durch die Stadt und beginnt damit ganz praktisch in Münster die Neuzeit der Elektromobilität. Gut möglich, dass Menschen sich in 25 Jahren wundern, wie es ihre Eltern mal in einer Stadt voller lärmender, stinkender Verbrennungsmotoren ausgehalten haben. - Arno Tilsner

Archivtexte Presseausweis

Beiträge 2012