Von , 28.03.2012

Von der 'Leitung WWU Marketing' bekam ich am Freitag eine Mail mit dieser erfreulich passenden Postanschrift im Fuß: Schlossplatz 2.

Ja, Schlossplatz, da weiß man doch sofort, wo das WWU Marketing seinen Platz hat. Hin-den-burg-platz dagegen ist für Ortsunkundige im Bezug auf die Ortsangabe ein nichtssagendes Langwort. Fazit: eine Umbenennung dieses Platzes bringt zur räumlichen Orientierung auch dann einen deutlichen Vorteil, wenn man auf die kontroverse Erörterung eines langen geschichtlichen Schattens verzichtet.

Wenn man allerdings über mögliche zukünftige Risiken für die Europäischen Demokratien sprechen möchte führt der Blick nach hinten zu Generalfeldmarschall Paul Ludwig Hans Anton von Beneckendorff und von Hindenburg (s. Wikipedia) in die Irre.

Geschichte wiederholt sich nicht. Ob einer der größten innerstädtischen Plätze Europas Schloss- oder Hindenburgplatz heisst ist im Hinblick auf die weitere gesellschaftlich geschichtliche Entwicklung nicht bedeutender, als wenn in China ein Sack Reis umfällt.

Bedeutend ist, ob die internationale Finanzwirtschaft weiterhin ungehemmt und ungebremst die Staaten aushungern darf und ihnen so die Mittel entzieht, Kinder und Jugendliche hinreichend für friedliche, demokratische Gemeinwesen zu erziehen, in denen Menschlichkeit mindestens so viel wert ist, wie ein Haufen Geld.

Statt nach hinten auf den Generalfeldmarschall zu schauen, würde man besser nach vorn auf die Parteien schauen, die eine längst überfällige explizite Besteuerung von Finanztransaktionen verhindern. Insbesondere fällt mir dazu der Stabsarzt a.D. Dr. Phillip Rösler ein, der gegenwärtig mit aller Macht diese notwendige Steuerreform verhindert.

Der Markt, das kann man den neoliberalen Marktgläubigen nicht oft genug sagen, hat seit seiner Entfesselung die nachfolgende Generation nicht zu guten Demokraten erzogen, sondern Im Gegenteil Raffgier, Verantwortungslosigkeit und Egoismus mit unglaublichen Bonuszahlungen belohnt. Die zu einem gigantischen Komplex gewachsene internationale Finanzindustrie wird freiwillig, ohne staatlichen Zwang, keinen substantiellen Gemeinschaftsbeitrag leisten.

Es sieht danach aus, als bräuchte es wieder eine starke Sozialdemokratie in den Regierungen, damit die überfällige Modernisierung des Sozialstaates hin zu einer fairen Beteiligung aller Einkommensklassen - auch der großen Geldindustrie - an den Gemeinschaftsaufgaben gelingt. - Arno Tilsner

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