Von , 23.05.2012

Die meisten Unternehmungen im Leben gelingen nur richtig gut im Team. Deshalb lernen Menschen auch - mehr oder weniger - zunächst in Familien, teamfähig zu werden. Teamfähigkeit ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die mit zunehmender Größe des Teams nicht einfacher wird.

In der Politik, wo auch innerhalb einzelner Parteien unterschiedliche Flügel mit ihren vielfältigen Interessen unter einen Hut gebracht werden müssen, gelingen dauerhaft Erfolge nur mit Teamfähigkeit auf höchstem Niveau. Teams brauchen gemeinsame Ziele, mit denen sie sich identifizieren und sie brauchen eine Führung, unter der sie ihre Energie im Hinblick auf die Ziele bündeln. Selten geht der Weg zum Erfolg nur über Siege. Deshalb ist es eine der wichtigsten politischen Führungsaufgaben, das Team in der Niederlage zusammen zu halten.

'Die kann's nicht', soll Gerhard Schröder über Angela Merkel 2005 gesagt haben. Damals dachte man, Schröder sei nur ein schlechter Verlierer. Tatsächlich war Schröder ein guter Beobachter und seine Bemerkung bezog sich - aus der Distanz von 7 Jahren betrachtet - nicht auf die merkelsche Fähigkeit zum persönlichen Machterhalt als Parteivorsitzende und Bundeskanzlerin sondern auf ihre ungenügende Fähigkeit zur Führung eines starken Teams.

Man mag von Norbert Röttgen halten was man will. Wenn Angela Merkel einen Minister aus ihrem Regierungsteam wochenlang als hervorragenden Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten empfiehlt, kann sie ihn nicht 3 Tage nach der nicht gewonnenen Wahl wie die letzte Lusche aus dem Ministeramt entlassen. Wenn er als Umweltminister eine Fehlbesetzung war, war Frau Merkels Wahlempfehlung eine bewusste Täuschung. Wenn er als Minister wichtiger Teil eines guten Teams war, gibt es keinen sachlichen Grund, ihn wegen einer Wahlniederlage zu entlassen.

Ich habe die 7 Jahre Merkel-Regierung als bekennendes NICHT CDU-Mitgleid mit distanzierter Aufmerksamkeit verfolgt. Von Herrn Röttgen habe ich wahrgenommen, dass er im Unterschied zu vielen seiner Parteifreunde den zeitgemäßen Gedanken vertrat, aus der konsequenten Umstellung auf den Gebrauch erneuerbarer Energien ließe sich ein beträchtlicher Konkurrenzvorteil für die Deutsche Wirtschaft schöpfen. Was heute im eigenen Land entwickelt, angewendet und weiter entwickelt würde, könne morgen zum Exportschlager werden. Genau so ist es.

Sein eiskalter Rauswurf hat mich aufgeschreckt. Es gibt dringende Aufgaben in der Politik, die nur im Team (national und international) gelöst werden können. Wenn Frau Merkel ein starkes Team nicht führen kann, wird es Zeit, nicht das Team auf- sondern sie abzulösen. - Arno Tilsner

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