Von , 08.08.2012

Hat Hindenburg Hitler den Steigbügel gehalten oder nicht? Dieser und anderen Fragen zur jüngeren deutschen Geschichte wird in den Wochen bis zum Bürger/Innenentscheid in vielen leidenschaftlichen Diskussionen in der Stadt nachgegangen werden.

Wir lassen hier in der na dann… beide Seiten zu Wort kommen; auf den Seiten 4 und 5 stehen sich für und wider direkt gegenüber.

Ich bin nicht in den leidenschaftlichen Blick zurück verliebt. Ich frage: was ist jetzt, was bringt der nächste Morgen, was sehe ich am Horizont? Hier und jetzt haben die meisten entwickelten Industrie-Gesellschaften ein gewaltiges Überschuldungs-Problem. Das hatten sie in dieser krassen Form zuletzt 1929, und wenn irgendetwas Hitler den Steigbügel gehalten hat, dann waren es die außer Kontrolle geratenen ökonomischen Verhältnisse als Folge weltweiter Überschuldung. Den 1929er Fehler - es in einer Kettenreaktion von Bankpleiten mal richtig krachen zu lassen - versucht man von Seiten der Politik heute zu vermeiden. Falls dieser Versuch gelingt, wird das nicht ohne Vermögenseinbußen möglich sein, Einbußen, die es auch geben würde, wenn es kracht. Um Schlimmeres zu verhüten werden deshalb von Notenbanken weltweit Billionen in den Wirtschaftskreislauf gepumpt, die dafür sorgen sollen, dass der Wachstums-Wahnsinn der Wegwerfgesellschaften bloß nicht zum stehen kommt. Ich will dazu keine Bewertung abgeben, weil ich mir die Alternative gar nicht vorstellen möchte.

Wattverbrauch einer 60° Wäsche

Klar muss nur auch sein, dass der von Notenbanken geschöpfte Konsum auf Pump das Welt-Klima weiter mächtig anheizen wird. Es wird enger, dreckiger, heißer, hektischer auf dem Planeten. Gerade deshalb lohnt es sich genauer hin zu schauen, mit welchem individuellen Beitrag man sich am Zeitgeist beteiligen möchte.


Ich möchte am 21 Dezember, dem kürzesten Tag des Jahres, auf der Nordhalbkugel eine Maschine 60 Grad Wäsche waschen. Nicht mit Netzstrom der Stadtwerke sondern mit Strom, den ich dem Tageslicht entnehme. Kann sein, dass mir das noch nicht am 21.12.2012 gelingt, aber ein Jahr später bin ich bestimmt so weit.

Dabei werde ich es allerdings nicht bewenden lassen, sondern auch zeigen, um wieviel einfacher es ist, am kürzesten Tag des Jahres in Südspanien eine 60 Grad Wäsche zu machen. Milliarden sinnvoll investieren und zugleich den Planeten kühlen können die europäischen Gesellschaften, wenn sie in einer gemeinsamen Anstrengung die südeuropäischen Dächer zu Kleinkraftwerken ausbauen und damit den CO2 Ausstoß des alten Kontinents dramatisch reduzieren.

Um für dieses Ziel zu arbeiten muss ich es nicht erreichen. Es reicht, der Idee mit einem funktionierenden Beispiel den Steigbügel zu halten.
In einer Stadt voll jugendlicher Intelligenz wird die Saat aufgehen.
- Arno Tilsner

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