Von , 15.08.2012

Wie sehr die Modernisierung der Gedankenwelt in einer Stadtgesellschaft ein mehrere Generationen übergreifender Hindernis-Marathon sein kann lässt sich am Namenstreit Schlossplatz vers. Hindenburgplatz beobachten. Gut, dass eine sehr große Koalition im Stadtrat diese heikle Frage zum Beschluss gebracht hat - gut, dass die Opposition dagegen sich außerparlamentarisch organisiert hat - gut, dass darüber breit diskutiert wird, damit wir am Abend des 16. September wissen, wo wir in Münster stehen. Mehr zum Thema auf den folgenden beiden Seiten.

Mit der Modernisierung der Energiewirtschaft ist es ähnlich wie mit der Gedankenwelt einer Stadtgesellschaft. Ein sehr langer Lauf mit vielen Hindernissen. Weil ich auf konkrete Ergebnisse nicht endlos warten will, habe ich die Sache als Unternehmung in die Hand genommen. In der letzten Woche hatte ich das Ziel beschrieben, am 21. Dezember, dem kürzesten Tag des Jahres mit eigener aus Tageslicht gewonnener Elektrizität eine 60 Grad Wäsche zu machen. Aus Vorsicht fügte ich hinzu: "Kann sein, dass mir das noch nicht am 21.12.2012 gelingt, aber ein Jahr später bin ich bestimmt so weit".

Heute, nur eine Woche später, hebe ich diese Einschränkung auf. Das Experiment mit der 60 Grad-Wäsche wird am kürzesten Tag diesen Jahres klappen. Ich bin mir meiner Sache deshalb sicher, weil ich am Sonntag mit einer bescheidenen Versuchsanordnung einen solchen Waschgang gemacht habe.

Die Strecke steht: von den Licht-in-Strom-Wandlern fließt die Energie zu dem Strom-in-Akkus-Füller und von den Akkus weiter in den Akku-Strom-zu-Waschmaschinen-Strom-Wechsler. Am Ende tat der SIVAMAT XLM 1400, was ein SIVAMAT tun soll: er wusch!

Wie komme ich auf die Idee, den Aufbau einer autarken Stromversorgung abseits vom allgemeinen Stromnetz zu forcieren? Es sind vor allem drei Gründe. 1. wird Netz-Strom immer teurer. Damit werden Alternativen zum Stromnetz attraktiver. 2. fahren wir seit Anfang 2012 elektrisch. Mit Strom vom eigenen Dach können wir unsere Null-Emissions Absicht unterstreichen. 3. möchte ich probieren, ob selbst erzeugter Strom in Verbindung mit einer Wärmepumpe auch als Gebäudeheizung taugt.

Für eine nachhaltige Versorgung zum eigenen Verbrauch muss man etwas weiter denken als im hoch subventionierten Solar-Förder-System Deutschlands. In dem kommt es darauf an, möglichst viel Solarstrom ins allgemeine Netz zu schieben. Ob die Kilowattstunden da ge- und verbraucht werden, ist dem Investor egal. Er bekommt gefördert, was er liefert. Wenn man sich selbst versorgen will, kommt es darauf an, jeden Tag die Speicher ausreichend voll zu haben. Nicht irgendeine Spitzenleistung an einem langen Sonnentag ist wichtig sondern 365 Tage im Jahr Kontinuität, egal ob Sommer oder Winter, Regen oder Sonnenschein. - Arno Tilsner

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