Von Stefan Bergmann, 19.03.2025

Ich denke immer wieder ...

... an einen ehemaligen Freund, der mir mal den Satz sagte: Münster ist eine kleine Stadt mit großen Befindlichkeiten. Ich denke immer an diesen Spruch - und übrigens auch an Dich, Kristian - wenn mir wieder einmal etwas auffällt, das so Münster-typisch ist, das man den Kopf schüttelt über die vorgebliche Insel der Glückseligen, auf der alles bitte so laufen soll, wie immer - und auf der kleine Abstriche an der Glückseligkeit (oder sagen wir: Bequemlichkeit) eine mittlere Katastrophe bedeuten.

Das jüngste unfassbare Beispiel von Willkür und Chuzpe und menschenfeindlichen Gebaren eines Unternehmens (na, was kommt jetzt für ein Ungeheuerlichkeit?):

Die Schnellbusse haben ihre Endstation künftig am Bahnhof.

Sie fahren nicht mehr ein paar hundert Meter weiter bis zur Haltestelle Eisenbahnstraße und Bült.

Skandal, rufen einige Politiker. Skandal auch, dass sie nicht vorher darüber informiert wurden.

Schauen wir uns das doch mal an: Die Schnellbuslinien von Olfen, Nottuln und Lüdinghausen nach Münster und zurück gibt es seit Jahren. Sie halten nicht an jeder Milchkanne, sondern bringen vornehmlich Berufspendler zügig aus der Peripherie in die Innenstadt. In Münster halten sie am Bahnhof, an der Eisenbahnstraße und am Bült. Aber demnächst nicht mehr; am Bahnhof ist Endstation. Wen stört das eigentlich?

Vielleicht die vielen Beschäftigen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, die mit dem Schnellbus doch lieber direkt bis auf die majestätischen Eingangstreppe gefahren werden würden. Auch die Volksbank ist verschnupft. Ihre Erreichbarkeit werde eingeschränkt, klagt sie. Denn Ihre Hauptstelle ist direkt am Bült. Der Volksbank wäre es vermutlich am liebsten, wenn die Busse direkt in der Schalterhalle halten würden.

Münster und seine Busse. Seit Jahr und Tag drängen sie sich durch die chronisch überfüllte Innenstadt, verpesten den Prinzipalmarkt, sorgen für gefährliche Enge am Michalisplatz und am Marktcafé. Es ist völlig unverständlich, dass das in der piekfeinen guten Stube Münsters noch immer geduldet wird. Dieses Thema ist übrigens mein ganz persönliches „ceterum censeo…“

Und die Schnellbusfahrer? Sind sie vielleicht froh, dass sie nicht mehr an der überfüllten Eisenbahnstraßenkreuzung halten müssen? Dass sie sich nicht mehr in den völlig überlasteten Bült quengeln müssen mit seinen Tausenden von Menschen und Abertausenden Autos jeden Tag? In eine Straßel die von ihrem Querschnitt her eher für Postkutschen geplant wurde?

Der Verkehrsausschuss der Stadt Münster hat jetzt eine Sondersitzung einberufen. Ein Stück vom Glück ist in Gefahr. Und man wurde nicht gefragt.

Ich wohne übrigens zurzeit in einer Gegend, in der oft stundenlang gar kein Bus fährt. – Stefan Bergmann

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