Von , 03.04.2013

Den akutellen Werkstattbericht beginne ich mit einem kurzen Abriss der Geschichte, die mich dazu brachte, noch einmal Phasenprüfer und Lüsterklemmen in die Hand zu nehmen.

Vor gut einem Jahr kauften wir von unserem Lieblings-Auto-Lieferanten, dem Autohaus Hartmann, einen der ersten nach Deutschland gelieferten Kangoo Z.E. für den Zero Emissionseinsatz im innerstädtischen Lieferverkehr der na dann… . Wir legten 28.000 EUR auf den Tisch zuzüglich 3.600 EUR Batteriemiete für 3 Jahre. Ein Diesel wäre halb so teuer gewesen. Mich begeisterte die Idee, elektrisch zu fahren und ich konnte die Hartmänner mitreißen, dafür ein Jahr lang mit uns zusammen Werbung für Elektromobilität zu machen. Was ich nicht bedacht hatte: ein kluger Kopf rechnete mir schon in der ersten Woche unseres öffentlichen Auftritts den Kangoo Z.E. dreckig und seinen Diesel sauber. Nach den Emissionswerten des deutschen Strom-Mixes kann man vom Standpunkt der Logik (und des ADAC) besser durch die Stadt dieseln als stromern.

Auch gut, dachte ich, dann werde ich einen Schritt weiter gehen und den sauberen Strom, mit dem wir am Ende durch die Stadt fahren, selbst produzieren. Selbst produzieren deshalb, weil ich nicht nur den Strom will sondern vor allem das know how zur Stromspeicherung. Es hört sich vielleicht komisch an, wenn jemand ohne spezielle Kenntnis der Materie denkt: das kann ich. Andererseits ist es so, dass die wissenschaftliche Ausbildung, die ich in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts genossen habe, nicht zu der heute üblichen fachspezifischen Schmalspur in die Tiefe eines Sachgebietes geführt hat. Wissenschaftliche Ausbildung bedeutete damals das Erlernen der Technik, mit der man sich Sachverhalte Schritt für Schritt erschließen kann, indem man die dafür notwendigen Informationen zusammenträgt und miteinander verknüpft. Was die Elektrik betrifft, fing ich vor einem Jahr nicht bei null an.

Zur Hilfe kommt mir, dass wir keine Autostunde von der Plataforma Solar de Almería entfernt ein Experimentierfeld besitzen, das - wie der Standort dieses internationalen Zentrums zur Erforschung der solaren Energienutzung ahnen lässt - zu den sonnenreichsten Europas gehört. Bis heute ist es mir ein Rätsel, warum von dieser hochsubventionierten Forschungseinrichtung in 30 Jahren kein wegweisender Impuls ausgegangen ist, einen großen Teil der weltweiten Energieversorgung auf Solarbetrieb umzustellen. Mit Großversuchen in Solarthermie ist am Rande der Wüste Desierto de Tabernas über die Jahre viel Zeit und Geld in den stahlblauen andalusischen Himmel geschickt worden.
Im eigenen Interesse versuche ich, was bei der Deutschen Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt, die die Federführung beim Wüsten-Projekt hatte, nicht im Fokus stand: eine autarke, netzunabhängige 230 Volt Hausversorgung zu entwickeln, die sich 365 Tage im Jahr aus Tageslicht unterhält. Über Ostern hat das System unaufgeregt erfolgreich zusammengearbeitet und vom 30. auf den 31.März den Nachtstrom geliefert, der notwendig ist, damit anderntags ein nächster Zyklus des Perpetuum mobile beginnen kann. Bis die Anlage aus über 50 Komponenten für den Dauerbetrieb zusammengeschraubt und verkabelt wird, fehlt nicht mehr viel. Im Lauf werden wir nadann-Solar-1 so fit machen, dass nadann-Solar-2 nächstes Jahr hier in Handorf den Kangoo Z.E. mit Sonnenstrom betanken kann. - Arno Tilsner

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