Von , 05.06.2013

Angesichts von Dörfern und Stadtteilen, die im Süden und Osten Deutschlands unter Wasser stehen, ist staatliche Hilfe und Fürsorge das Gebot der Stunde. Diese Hilfe darf mit dem Ablaufen der Wassermassen nicht enden. Sie geht danach erst richtig los. Dazu tragen wir gemeinschaftlich bei, indem wir die Steuern erarbeiten, die eine Solidarität mit den Überfluteten ermöglichen. Wir sind der Staat. Wir haben deshalb auch eine Pflicht zur Für- und Vorsorge für die Schäden der nächsten, übernächsten und der anderen noch in diesem Jahrhundert auf uns zukommenden Flutkatastrophen.

Erst 2002, jetzt 2013, das Jahrhundert ist noch jung. Seit Jahren warnt einer der größten Rückversicherer der Welt, die Munic RE, vor der Zunahme extremer Wettersituationen. In den Computern der Versicherungsexperten laufen die Schadensmeldungen aus aller Welt zusammen. Sie zeichnen nicht das Bild eines bevorstehenden Klimawandels, sie zeigen seine Folgen. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Welt- Klimakonferenz in Kopenhagen im Dezember 2009, als den Abgesandten kleiner Inselvölker die Tränen in den Augen standen, weil sich kein Vertreter der großen CO2 emittierenden Länder für das Versinken ihres Lebensraums im Meer interessierte.

Heute Flutkatastrophe, morgen Bankendesaster. Zwei ungelöste Jahrhundert-Aufgaben, die wie siamesische Zwillinge zusammen hängen. Beide haben ihre Ursache in der Konzentration unserer Wirtschaft auf hemmungslosen Konsum. Ohne sein stetiges Wachstum kann der Kapitalismus nicht, mit ihm heizen wir den Planeten auf.

Eine Lösung ist im Moment nicht in Sicht. Wir in Europa sollten einen Schritt vorwärts gehen; mit einem gewaltigen kredit-finanzierten Infrastruktur-Programm den CO2 Ausstoß auf dem Kontinent drastisch senken, dabei arbeitslose Jugendliche in Ausbildung und Arbeit bringen, Forschung, Entwicklung und Vermarktung klimafreundlicher Produkte intensiv fördern und im Weltmarkt an die Spitze bringen. Besser, Europa steckt jetzt richtig viel Geld in seine Zukunft, als ein Jahrhundert lang immer größere dingliche und soziale Schäden zu reparieren. - Arno Tilsner

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