Von , 12.06.2013

Beim Besuch der Flutgebiete hat der Herr Bundespräsident an uns appelliert, für den Wiederaufbau zu spenden, sofern wir nicht vor Ort - zur Schadensbegrenzung - Sandsäcke füllen. Ich bin seiner Bitte nachgekommen und habe für die na dann… 750,- EUR auf das Spendenkonto des Arbeiter-Samariter-Bundes überwiesen. Der Betrag entspricht ungefähr 0,1% unserer jährlichen Wertschöpfung, eine Größenordnung die in der Bilanz unter ferner liefen auftauchen wird. Würde die Deutsche Gesamtwirtschaft sich in diesem Umfang engagieren, kämen ad hoc 2,3 Milliarden Euro für eine Soforthilfe zusammen.

Ich erwähne das nicht, um irgendeine gute Seite ins öffentliche Licht zu stellen sondern um mir freie Bahn zu schaffen für das, was ich eigentlich zu dieser Flut sagen möchte: es wird nicht die letzte sein. Ungeachtet dessen, ob wir uns in einem Klimawandel befinden oder nicht, hat Menschenhand in zwei Generation die Fluss-Auen auf ca. 15% ihrer vormaligen Fläche zusammen geschrumpft. Die in Deiche gepferchte Naturgewalt zeigt den Menschen einmal mehr ihre wahre Größe. Homo Sapiens neigt dazu, aus diesem faktischen Größenvergleich den Schluss zu ziehen, er sei noch nicht groß genug.

Eine riskante Interpretation dessen, was der britische Philosoph Herbert Spencer „Survival of the Fittest“ nannte und Darwin zu einer Evolutionstheorie verdichtete. Wenn es nur darum ginge, wer in diesem Millionen Jahre dauernden Spiel der Stärkere ist, würden heute nicht Menschen sondern Dinosaurier den Planeten bevölkern. Tatsächlich kommt beim Überleben zur Stärke die Anpassungsfähigkeit hinzu. Statt in längeren oder kürzeren Abständen Jahrhundertschäden in Kauf zu nehmen, wäre es klug, die Gesellschaft würde ihren Wasseradern Hektar für Hektar Auenland zurück kaufen. Wenn statt dessen die Deiche immer höher gebaut werden, muss jeder für sich selbst entscheiden, wie er sich im Verhältnis zur Naturgewalt interpretiert. Ich würde einen Ort unterhalb einer Deichkrone nicht bewohnen. - Arno Tilsner

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