Von , 08.01.2014

Andeas Degenkolbe - Sind schon schlau, diese Münsteraner.

Andreas Degenkobe

Vor einigen Jahren versuchte eine Initiative vorgeblich Kulturinteressierter eine Konzert-und Kongresshalle auf dem Schlossplatz durchzusetzen. Der Bedarf wurde herbeigeredet, negative Effekte wie die Kannibalisierung bereits bestehender Einrichtungen (Halle Münsterland, Jovel usw.) nicht beachtet, jährliche Unterhaltskosten vorsätzlich falsch berechnet. Alternativstandplätze wurden kategorisch abgelehnt - man wollte partout auf den Schlossplatz.
Das roch verdächtig. Nach Salamitaktik. Stünde nämlich erstmal ein Gebäude auf dem Platz, könnte man ihn nach und nach zubauen. Banken, Versicherungen, Prunkwohnungen für Bestverdienende - man hörte schon aus der Ferne die Kakophonie aus Hufscharren und Händereiben der Investoren und Vermittler.


Es wurde abgestimmt, die Bürger lehnten das Projekt ab.
Sind schon schlau, diese Münsteraner.

2012 wurde derselbe Platz, aufgrund eines älteren Auftrages und auf den Rat einer Historikerkommission hin endlich in Schlossplatz umbenannt. Sofort trat eine Initiative auf den Plan, die auch mit gezielter Fehlinformation Unterschriften sammelte. Manche Befürworter des alten Namens "Hindenburgplatz" wollten einfach keine Veränderung - manche andere aber betrieben im Windschatten der anliegenden Entscheidung eine unerträgliche, wissenschaftsfeindliche Geschichtsklitterung. Selbstverständlich unter dem Beifall der gesamten ultrarechten Nomenklatura Deutschlands auf Facebook, von NPD über "Pro Deutschland" bis hin zur "Jungen Freiheit". Eine handvoll Vertreter bürgerlicher Parteien Münsters übten hier den Schulterschluss am braunen Stammtischrand. Speziell zwei Vertreter der größten Partei taten sich hier hervor - beschämenderweise wurden aktuell genau diese beiden parteiintern hochgewählt, statt sie in der Sackgasse zu parken.
Auch zum Namen des Platzes wurde abgestimmt Es blieb beim Namen Schlossplatz.

Sind schon schlau, diese Münsteraner.

Während der Umbenennungsdebatte wurde aus Politik und Verwaltung laut, man wolle den Schlossplatz in den nächsten Jahren umgestalten, in Richtung Bürgerpark. Anvisiert war ein Start im Jahre 2014. Das hat nun begonnen - bisher sind bis auf ein paar alte Skizzen keinerlei Planungen öffentlich bekannt. Und es wird wirklich Zeit. Zur einen Seite der Botanische Garten und das Schloss - und auf der anderen Seite der NVA-Truppenübungsplatz. Hier Palast, dort Schweinestall.

Münster hätte die große Chance, die Menschen mit einzubeziehen: Die Bürger planen ihren Bürgerpark. Warum nicht die Ideen der Bürger sammeln, von der Detaillösung bis zum großen Entwurf, von der Skizze bis zur perfekten Reinzeichnung? Dies könnte in eine gesamtheitliche Lösung einfließen, umgesetzt z. B. durch die FH Architektur - statt dergleichen Aufträge den ewig selben Architekten(-teams) zuzuschieben, die seit nunmehr Jahrzehnten jede Freifläche im Stadtbereich mit ihren gestalterischen Einfallslosigkeiten zuklotzen.

Ob man nun eine Tiefgarage baut, um den Parkplatzverlust aufzufangen, oder einen Teil der Straße "Schlossplatz" durch einen Tunnel führt, um eine direkte Anbindung des Parks zur Innenstadt zu erhalten; viele Ideen sind denkbar. Den Menschen in dieser Stadt würde sicher eine Menge einfallen.

Denn wir wissen ja: Sind schon schlau, diese Münsteraner.
Mal sehen, ob Politik und Verwaltung dieses Niveau halten können...

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