Von , 14.05.2014

Arno Tilsner

Arno Tilsner

Ich bin mehr als einmal in den letzten Monaten gefragt worden, warum ich Ruprecht Polenz jede dritte Woche einen so exponierten Platz in der na dann… für lupenreine CDU Öffentlichkeitsarbeit zur Verfügung stelle. Meine Antwort: wenn man sich politischen Dialog wünscht, spricht man besser nicht nur mit Menschen, die eine ähnliche Meinung vertreten wie man selbst. Mehr Bewegung bringt der Dialog mit Andersdenkenden. Natürlich gilt das in beide Richtungen. In einer Wettbewerbs-Gesellschaft gibt es eben auch den Wettbewerb von Ideen.


Herr Polenz schrieb zuletzt über die gute Idee seines zur Wahl stehenden Parteifreundes, Münster aufzustocken. Man könne doch überall in der Stadt ein Stockwerk drauf setzen. Dabei könnte mehr bezahlbarer Wohnraum in der Innenstadt heraus kommen.

Der Begriff ‚bezahlbar‘ wird von Politiker/innen gerne benutzt. Betrachtet man ihn etwas genauer, ist er so dehnbar, dass man ihn mehrmals um die Promenade ziehen kann. Bezahlbar für wen?

Ich kenne keinen privaten Investor, der Kapital in die Aufstockung eines Wohngebäudes steckt und dieses nicht möglichst schnell verzinst zurück bekommen möchte. Herr Polenz und sein Ideengeber - der Herr Weber - kennen auch keinen. Wir sind eigentlich in diesem Punkt nicht weit auseinander. Ich - der ich nicht zur Wahl stehe - sage zu der guten Idee von Herrn Weber: die Quadratmeterpreise für Wohnraum in Münster werden bei einer Aufstockung steigen, auf mittlere Sicht für alle Wohnungen. Münster wird - wenn eine Mehrheit der Wählerinnen dem Vorschlag der CDU folgt - zum Wohnen ein noch teureres Pflaster.

Dagegen hilft doch die Mietpreisbremse der GroKo, oder? Daran glaube ich nicht. Wahr ist, dass keine der zur Wahl stehenden Parteien ein kurzfristig wirksames Konzept hat, um in attraktiven Städten mehr Wohnraum bereit zu stellen und gleichzeitig die Mietpreise im Zaum zu halten. Es herrscht Goldgräberstimmung auf dem Immobilienmarkt, besonders auch in Münster.
Warum also nicht fröhlich aufstocken? Kann man so machen, nur sollte man dazu schreiben: Liebe Leute in Münster, wenn wir im Rat die Mehrheit bekommen wird es voller und teurer :)!

Als Mieter/in würde ich im Hinblick auf ‚bezahlbares‘ Wohnen Parteien bevorzugen, die dem kommunalen und genossenschaftlichen Wohnungsbau einen Vorrang geben. Die 1. keine kommunale Wohnungsbaugesellschaft an Heuschrecken verkaufen und 2. Grund und Boden im Besitz der öffentlichen Hand nicht privaten Investoren zur Bebauung überlassen. Oder, um es für Herrn Polenz in ein verständliches Bild zu fassen: man erzielt im Garten nicht das beste Ergebnis, wenn man den Bock zum Gärtner macht. - Arno Tilsner

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