Von , 24.09.2014

Arno Tilsner

Arno Tilsner

Die 25.000 Liter Gülle, die im Landschaftsschutzgebiet am Werseufer in Handorf verklappt wurden, schwimmen jetzt mit dem Regen vom Wochenende die Werse runter in die Ems und mit ihr in die Nordsee.


Die untere Wasserbehörde weiß Bescheid, aber sie kann in der Sache nichts tun. Industrielle Landwirtschaft ist so. Allein über 7 Millionen Schweine unterhalten in NRW einen kontinuierlichen Gülle-Fluss. Der muss entsorgt werden, wenn die Agrarindustrie nicht in einem stetig ansteigenden Stausee ersaufen soll.

Die untere Wasserbehörde kümmert sich um anderes. 30 Kilometer Richtung Osnabrück hat sie alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit ein freistehender Bauernhof mit über 100 jährigen Wurzeln endlich seine hofeigene 3-Kammer-Kläranlage um eine Pflanzenreinigungs-Klein-Kläranlage ergänzte - nicht für tierische Exkremente sondern für die Abwässer der einzigen dort verbliebenen Bewohnerin.

Eine Maßnahme zur angeblich dringend gebotenen Hebung der Abwasserqualität. Vormals hatten der Bauer und seine Familie die flüssigen Bestandteile der persönlichen Abwässer nach der dritten Kammer auf einer hofeigenen Wiese unter der Grasnabe versickern lassen.

Das geht so nicht mehr. Menschliche Abwässer gehören in ein mit Folie gegen den Boden abgeschlossenes Becken gepumpt, wo Abwasser-afine Pflanzen die weitere Klärung übernehmen.

Nichts ist gegen diese behördliche Auflage zu sagen. Aber es mutet wie ein schlechter Scherz an, wenn drei Amtmänner in einem Außentermin die Qualität der Folienverschweißung im Abklingbecken des 1-Personen-Haushalts begutachten, währen ein paar Kilometer weiter die Ausscheidungen von 10.000 Schweinen mit einem offiziellen, behördlichen Achselzucken in die Werse-Aue gepumpt werden. Von Foliendichtung keine Spur. Im Gegenteil, eine Drainage sorgt für den direkten Flussanschluss.

Wir hier draußen können in der Sache nichts tun? Doch! Wir können einfach unseren Fleischkonsum halbieren oder ganz auf eine fleischlose Ernährung umsteigen. Dann wird die Agrarindustrie das Fleisch eben exportieren.
Mag anfangs so sein, aber wie Christian Rauffus, einer der größten Wurstfabrikanten Deutschlands, unlängst im Interview mit der WELT sagte: „die Wurst wird die Zigarette der Zukunft.“

Viele Menschen in der Welt schauen auf Deutschland auch als Vorbild. Wenn wir uns als Verbraucher/innen freiwillig vom uns und die Umwelt krank machenden Fleischkonsum abwenden, wollen andere nicht unbedingt Fleischfresser bleiben oder werden.
Arno Tilsner

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