Von , 19.11.2014

Stefan Bergmann

Stefan Bergmann

Die 13 Euro 50 für den Blumenstrauß, den die 300.000te Einwohnerin jetzt bekommen hat, sind gut investiert. Kommt ja durch die Zweitwohnungssteuer der Studentin wieder rein. So gesehen könnte Münster jeden neuen Einwohner ähnlich begrüßen. Je mehr Einwohner, desto mehr klingelt die Kasse.


Wo die alle wohnen sollen, ist da mal eher Nebensache. Man kann ja noch ein paar Studentenwohnheime in den Außenbezirken bauen, zum Beispiel an die Steinfurter Straße. Da ist dann auch gleich ein Burger King dabei und eine Tanke. Mehr braucht man ja nicht als Student.

Ansonsten möge man sich aber bitte ruhig verhalten in Münster. Nicht am Schwarzen Schaf stören. Nicht an der Jüdefelder Straße, wo die Kneipen sind. Und bitte nicht nächtens auf dem Prinzipalmarkt.

Münster wächst und wächst und bei manchen Themen herrscht noch immer Klein-Klein wie in Kattenvenne….oh pardon…so ein Vergleich hat einen münsterschen Oberbürgermeister mal ein Fass Bier als Entschuldigung gekostet. Es reicht, wenn Studenten Steuern zahlen, ansonsten nicht stören und einmal im Jahr beim Elternalarm Papa und Mama mitbringen, auf dass sie auch viel Geld in der Stadt lassen.

In der Politik dagegen finden Studenten kaum statt, und wenn doch, dann geht es eher nicht um ihre Bedürfnisse. Beispiel? Wenn es denn ein neues Studentenwohnheim gibt, dann muss es mindestens architektonisch-preisgekrönt sein mit entsprechend langer Planungsphase (Boeselagerstraße), oder es kommt gar nicht (Uni-Türme am Bahnhof), weil man Angst vor Mieter-Fluktuation hat oder dass ein Bordell aus dem Haus wird. Oder der Bauherr wird so lange mit Gestaltungsvorschriften geknebelt, dass es sich für ihn fast nicht mehr rechnet (Steinfurter Straße).

Und mit den Studenten, die keine bezahlbaren Wohnungen finden, finden auch junge Familien keine Wohnungen, weil sie sich gegenseitig Konkurrenz machen. Und so wird aus der schlichten Gleichgültigkeit gegenüber studentischer Sorgen familienfeindliche Politik. Und dabei unterscheiden sich im münsterschen Stadtrat die Parteien leider nur wenig.

Egal. Hauptsache man kann sich mit 50.000 Studenten brüsten. Stefan Bergmann

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