Von , 18.03.2015

Stefan Bergmann

Stefan Bergmann

Es gibt Jobs, die sind definitiv nicht vergnügungssteuerpflichtig. Entweder, weil sie selten Spaß machen. Oder weil sie Spaß machen, aber der Inhaber dauernd damit rechnen muss, gefeuert zu werden. Aber nicht etwa, weil man sich etwas hat zuschulden kommen lassen. Sondern weil es ein paar Hobby-Kommunalpolitiker so wollen um zu zeigen, dass sie das Sagen haben.
So verlor der Stadtwerke-Geschäftsführer Andreas Hoffknecht seinen Job, ein neuer Zoodirektor - sorgsam ausgesucht und bereits üppig mit Vorschusslorbeeren ausgestattet - wurde wieder in die Wüste geschickt. Die Gründe in beiden Fällen: Keine absoluten. Angesichts dieser Fälle zittert gerade Münsters Theaterchef. Sein Vertrag läuft 2017 aus, und er wartet auf ein Votum aus der Politik. Doch die ist gerade sehr volatil, man könnte auch sagen: Unberechenbar.


Andersrum dagegen herrscht im Rat schnell über Parteigrenzen hinweg Einmütigkeit: Eine neue, teure Dezernentenstelle einrichten? Genehmigt. Rund 100.000 Euro ausgeben für eine Personalagentur, die passende Kandidaten präsentiert: Kein Problem. Schließlich dient es dazu, den Parteienproporz in der Rathaus-Führungsriege entsprechend dem Wahlergebnis auszurichten. Das sind natürlich nur ehrenwerte Gründe - und kosten den Steuerzahler Unsummen.

Fast scheint es so, dass der Rat die Kommunalpolitik immer mehr als Selbstbedienungsladen und als Mittel zur Befriedigung des eigenen Ego versteht. Koste es, was es wolle.

Doch es gibt auch Lichtblicke: Gerd Stöwer, Chef des überschuldeten Flughafens Münster-Osnabrück, steht gerade mächtig unter Druck. Der Flughafen hat 100 Millionen Euro Schulden. Die Gesellschafter müssen Millionen auf den Tisch legen. Darunter die Städte Münster, Osnabrück und der Kreis Steinfurt. Doch letzterer meckert, entzieht Stöwer öffentlich das Vertrauen. Münster dagegen hält Paohl.

Das ist gut, allerdings wäre etwas anderes auch undenkbar. Wer hat den Flughafen denn in die Schulden getrieben? Wer versenkte Millionen in ein völlig überdimensioniertes Terminal, wer will unbedingt eine längere, Abermillionen teure Startbahn haben? Genau. Die Kommunalpolitik. Berauscht von kleinen Erfolgen und testosterongesteuert wollte sie noch bis 2011 einen Interkontinental- Flughafen in der beschaulichen Hüttruper Heide schaffen. Den Geschäftsführer jetzt hängen zu lassen und ihn verantwortlich zu machen für die eigene Großmannssucht wäre ein fatales Signal. Wie sagte meine Mutter immer: mitgehangen, mitgefangen.

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