Von , 06.05.2015

Arno Tilsner

Arno Tilsner

Wie vor drei Wochen angekündigt, habe ich mich im Zusammenhang mit Wasserstoff als Energiespeicher auf dem Markt umgeschaut. Fazit: es gibt in Deutschland keinen überschüssigen Wind- und/oder Solarstrom, der als Wasserstoff gespeichert werden könnte. Die Energiewende ist - wohlwollend betrachtet - zu 1/3 geschafft. 2/3 fehlen noch. Wenn es an der Leipziger Strombörse regelmäßig wegen Strom-Überangebot zu nicht kostendeckenden Preisen kommt (weniger als 6 Cent pro kWh), entstehen die nicht, weil die Erzeugung regenerativer Energie den Verbrauch übersteigt, sondern weil die traditionellen Stromerzeuger ihre Kapazitäten bei Kernkraft und Braunkohle nicht runterfahren. Statt dem Bedarf entsprechend CO2-Schleudern abzuschalten, um ein kostendeckendes Preisniveau für alle Stromarten zu ermöglichen, hat die Große Koalition die Förderung von Wind- und Solarstrom gedeckelt und lässt zu, dass Kern- und Braunkohlekraftwerke an der Börse mit Dumpingpreisen gegen Windmühlen kämpfen. Die Energiewende von oben mit der massiven Förderung durch das EEG tut was sie kann.


Stromerzeugung und -verbrauch

Jetzt geht es mit der Energiewende von unten weiter. Da Solarstrom inzwischen zu Stadtwerke-Preisen vom Himmel geholt werden kann, lohnt sich die verbrauchsnahe Erzeugung, Speicherung und Bereitstellung in autarken Netzen. Schritt für Schritt gewinnen wir Unabhängigkeit vom Strommix mit seinen Kapriolen an der Börse. Es käme uns unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht in den Sinn, einen Gasgenerator in Gang zu setzen, wenn Solarstrom - direkt oder in Akkus gespeichert - zur Verfügung steht. Da wir als na dann... Erzeuger und Verbraucher zugleich sind, konkurriert Solarstrom nicht mit dem vom Gasmotor erzeugten. Die beiden Stromarten ergänzen sich. Während Solarstrom im Sommerhalbjahr den Vorrang hat, nützen wir im sonnenarmen Winter die Abwärme der konventionellen Stromerzeugung als Heizung. Ausdrücklich begrüßen wir die Initiative ‚UNSERE MÜNSTER-ENERGIE eG‘ der Stadtwerke, die über ein Genossenschafts-Modell Bürgerinnen und Bürger an drei großen Windrädern in Roxel und Amelsbüren beteiligt hat. In nur 2 (!) Tagen - am 26. und 27. Februar diesen Jahres - waren alle Genossenschaftsanteile verkauft. Weiter machen, dann wird auch das 2. Drittel der Energiewende gelingen. - Arno Tilsner


Archivtexte Presseausweis

Beiträge 2015