Von , 22.07.2015

Arno Tilsner

Arno Tilsner

Am Beispiel Griechenlands, einer der ältesten Demokratien der Welt, können wir lernen, wie schwer sich das politisch-bürokratische Personal dieser Tage tut, eine Lösung für komplexe gesellschaftliche Probleme zu finden.
Zu viel wurde zu lange auf Kredit geliefert, zu viele faule Kredite von Banken und Versicherungen wurden auf den Staat übertragen, zu viele Verträge sollen in die eine, nicht aber in die andere Richtung gebeugt werden.
Nach einer langen Verhandlungsnacht bis in den Morgen bleibt als Fazit: Griechenland schluckt 3 Jahre weiter die gleiche Medizin, die das Land in den letzten 3 Jahren so nahe an den Bankrott geführt hat, dass ein Windstoß genügt hätte, um es über den Rand der Klippe zu blasen.
Die Bevölkerung wird dazu einer verschärften Verarmung (Austerität) unterworfen, indem die Mehrwertsteuer für Lebensmittel per sofort von 13 auf 23 Prozent fast verdoppelt wird. Renten werden gleichzeitig weiter gekürzt.
Was man dazu wissen muss: in den europäischen Südländern sind - bei hoher Arbeitslosigkeit und extrem hoher Jugendarbeitslosigkeit - die Renten oft die einzige sichere Einnahmequelle in den generationen-übergreifenden Großfamilien.


Einerseits kämpfen Politik und Bürokratie in Europa wegen der keineswegs auf Griechenland beschränkten Staatsverschuldung für mehr Wachstum, andererseits heizt schon jetzt das Wachstum der Weltwirtschaft die Temperaturen auf der Erde immer weiter an. Wenn kein Wunder geschieht, wird 2015 das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.
In der einen Woche arbeitet man also hart für mehr Wachstum, in der anderen gegen dessen Folgen. Politik paradox!
Statt monatlich 60 Milliarden Euro (!) auf gut Glück in den Geldkreislauf zu pumpen, würde die Europäische Zentralbank ihre täglich 2.000 Millionen (!) besser zweckgebunden in eine europäische Energieinfrastruktur stecken, die den energiereichen Süden von fossilen Brennstoffen unabhängig macht. Seinen überschüssigen Reichtum könnte der Süden an den energiehungrigen Norden liefern.
So oder so wird die Arbeit in diesem Jahrhundert gemacht werden müssen. Warum fangen wir nicht sofort mit vernünftigem Wachstum an? Griechenland, Albanien, Montenegro, Bosnien, Kroatien, Slowenien, Italien, Südfrankreich, Spanien, Portugal haben bis zu 2 kW (40 Cent) pro Quadratmeter pro Stunde zu bieten. - Arno Tilsner

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