Von , 26.08.2015

Ruprecht Polenz

Ruprecht Polenz

Scheiße gelaufen. Sorry für den Ausdruck, aber er passt. Statt Münster bekommt München das Care-Institut und damit Forschung gegen Alzheimer und Parkinson, dazu Forschungsinstitute von Unternehmen wie Bayer, BASF oder Merk. Die Arbeitsplätze entstehen in München und nicht in Münster.
Dabei hatte Münster alle Trümpfe in der Hand: Prof. Dr. Hans Schöler, Direktor am Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin (MPI) in Münster und einer der international höchstausgezeichneten deutschen Forscher, fühlt sich unserer Stadt verbunden und wollte das Care-Institut in Münster aufbauen. Der Stammzell-Forscher hatte die nordrhein-westfälische Landesregierung von dem Projekt überzeugt. Der damalige Ministerpräsident Jürgen Rüttgers hatte eine Landesförderung von 15 Mio € zugesagt. Oberbürgermeister Markus Lewe hatte sich für Care eingesetzt. Grundstücke in der Nähe des MPI standen in Münster zur Verfügung. Wir hätten dieses Jahr Richtfest feiern können.
Doch nach dem Wechsel der Landesregierung wurde die Münsteraner Landtagsabgeordnete Svenja Schultze (SPD) Wissenschaftsministerin. Anders als ihr Vorgänger kam sie nach jahrelangem Immer-wieder-prüfen-Lassen zu dem Ergebnis, Care rechne sich nicht. Vor zwei Jahren dann die endgültige Entscheidung der rot-grünen Regierung in Düsseldorf: keine NRW-Förderung für Care.
Schöler blieb nichts anderes übrig, als es anderswo zu versuchen. Denn er ist zutiefst von den Erfolgsaussichten des Care-Projekts überzeugt. Ebenso wie die bayerische Landesregierung. Diese hat entschieden, das Care-Institut ab 2016 mit insgesamt 15 Mio € (verteilt über drei Jahre) zu fördern. Das hat die bayerische Wissenschaftsministerin Ilse Aigner jetzt mitgeteilt. Eine gute Nachricht für Prof. Schöler (und für die Alzheimer- und Parkinson-Kranken). Sitz der Forschungseinrichtung wird jetzt natürlich nicht Münster, sondern München.
Seit 2011 sind in Münster mehr als 16.000 neue und zusätzliche Arbeitsplätze entstanden. Oberbürgermeister Lewe hat diese Arbeitsplätze nicht persönlich geschaffen. Aber das Beispiel Care zeigt, welchen Einfluss Politik auf das Entstehen oder eben Nicht-Entstehen von Arbeitsplätzen haben kann. Es ist auch nicht überliefert, dass sich Münsters SPD oder die Grünen für Care gegenüber der Landesregierung besonders ins Zeug gelegt hätten. Anders übrigens Oberbürgermeister Markus Lewe und Thomas Sternberg (MdL), die immer wieder versucht haben, die Landesregierung zu überzeugen.
Es wird in Zukunft weitere Chancen für innovative Unternehmensgründungen in Münster geben. Hoffentlich entscheiden dann Politiker, denen es gelingt, Entwicklungspotentiale zu erkennen und zu nutzen. Svenja Schulze sollte man stattdessen für den bayerischen Verdienstorden vorschlagen.


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