Von , 09.12.2015

Arno Tilsner

Arno Tilsner

Pep Guardiola hat am Samstag nach 99 Pflichtspielen als Trainer von Bayern München zum ersten Mal nicht gewechselt sondern die Startaufstellung des letzten Spieltags gebracht.
Zu viele Verletzte machten ihm die gewohnte Rochade unmöglich. Mindestens glaubte er so. Bayern München - in dieser Spielzeit in einer langen Serie von Bundesligaspielen noch unbesiegt - hat gegen Mönchengladbach am Samstag verloren.
Früher, als ich Jugendlicher bis junger Erwachsener war, der sich kaum für Fußball interessierte, erinnere ich mich dennoch, dass „Katsche“ Schwarzenbeck immer neben Franz Beckenbauer bei den Bayern auflief. Einen der beiden oder beide einsatzbereit auf der Bank sitzen zu lassen wäre in ihrer gemeinsamen aktiven Zeit 1967-1977 schlicht undenkbar gewesen. Kontinuität in der besten Mannschaft war für den Trainer das oberste Gebot.
40 Jahre später gilt die permanente Rochade als Pep Guardiolas Markenzeichen und er als einer der besten Trainer der Welt.
Letzte Woche las ich im Presseausweis der na dann... : "Ob aus der (schwarz-grünen, A.T.) Verabredung für eine gemeinsame Politik im Jahr 2016 eine Dauerveranstaltung bis zum Jahr 2020 wird, muss sich noch zeigen. Wie es aussieht, ist der Wille dazu auf beiden Seiten vorhanden. Für Münster wäre nach Jahren wechselnder Minder- und Mehrheiten, die sich vor allem durch gegenseitige Blockaden gelähmt haben, eine handlungsfähige und stabile Mehrheit im Rat dringend notwendig."
Ich habe über Ruprecht Polenz Worte nachgedacht, schon bevor Pep Guardiola sich mit seiner stabilen Formation am Samstag das 1:3 einfing.
Meine Frage lautet: sind wechselnde Mehrheiten in Zeiten schnellen, scharfen Wandels nicht möglicherweise der passendere Weg, alle Millieus in eine gemeinsame Stadtentwicklung einzubinden? Keine Zeit mit Lagerdenken verlieren, sondern Koalitionen für die besten Lösungen finden?
Ich frage deshalb, weil man die letzten Jahre auch so sehen kann: Münster als moderne Stadt war nicht in Blockaden gelähmt, wie mein Co-Autor glaubt, sondern hat schwierig aber erfolgreich eine Stadtpolitik der offenen Koalitionen geübt.
Statt wie im Demokratiemodell des vorigen Jahrhunderts den Wettbewerb unter den Parteien alle 5 Jahre anlässlich von Wahlen auszutragen, kann er möglicherweise demokratiebelebender an den Entscheidungen selbst stattfinden. Mehrheiten sind so arbeitsintensiv und erfordern diplomatisches Geschick - wie fast alles im Leben, wenn es gut gelingen soll. - Arno Tilsner


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