Zeitzeichen
In dieser Woche vor 47 Jahren...
protestierten Narren gegen Nutten.
Der Rosenmontagszug nimmt traditionell lokalpolitische Themen aufs Korn. Im Jahr 1968 war es ein besonders pikantes:
Ein doppelter Motivwagen zeigte die Salzstraße (stellvertretend für die Innenstadt) und die Lippstädter Straße (für das Südviertel) - verbunden durch einen symbolischen »Pfad der Tugend«. Über dem Südviertel-Wagen, auf dem eine Prostituierte posiert, steht: »Wann schafft Ihr hier die Bienen fort?« und über der Salzstraße: »Hier fegt Ihr am falschen Ort«.
Der Reim war an die Stadtreinigung adressiert.

Hintergrund war die Ausbreitung der Straßenprostitution im Südviertel; ausgehend von der Lippstädter Straße, übergreifend auf die Engel-, Hafen- und Südstraße bis zum Dahlweg.
Ein Aufregerthema in der Stadt! Die Wutbürger machten Druck auf die Stadtverwaltung, mit dem »Dirnen-Unwesen« aufzuräumen. Mit Erfolg: Die Innenstadt wurde schließlich zum Sperrbezirk erklärt und die »Bordsteinschwalben« an die Peripherie verfrachtet - zum Industrieweg und zur Siemensstraße.
Ab den 1980er Jahren ging der »öffentliche Personen-Nahverkehr« hier deutlich zurück, das Gewerbe verschwand zunehmend in Appartements und Clubs. Erst mit der Einwanderung osteuropäischer Fachkräfte wurde die »sündige Meile« wiederbelebt - sehr zum Unbehagen der Anwohner, die nun sommertags wegen lauter nächtlicher Preisdiskussionen über erhebliche Belästigung klagen.
Paohlbürger vs. Prostituierte: Von den Straßen des Südviertels wurde das Horizontalgewerbe hinter die Halle abgeschoben.
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Autor: Carsten Krystofiak
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