Von Carsten Krystofiak, 09.03.2016

In dieser Woche vor 23 Jahren... bekamen die Münsteraner Farbe.

In dieser Woche vor 23 Jahren... bekamen die Münsteraner Farbe.

Bis 1993 blieben die Arme der Münsteraner blank, „á la nature“ sozusagen. Ein englischer Tätowierer mit fast ausschließlich britischen Soldaten als Kunden, hatte seinen Laden hinterm Bahn hof längst geschlossen. Das änderte sich abrupt:

Um mehr Kunden für seinen „Rock n‘ Roll-Supermarkt“ in der Jüdefelderstraße zu werben, kündigte Bodo Österling (heute Teekoch von Helge Schneider) in der Jovel-Clubzeitung „Jovel News“ an, mit einer Tätowiererin zu kooperieren. Die Szene wartete gespannt.

Tanina Palazzolo ankerte im Kuhviertel und bebilderte die Gliedmaßen der Münsteraner.

Aus Gütersloh kam Tanina Palazzolo, um ihr farbenfrohes Kunsthandwerk auszuüben und die Arme der Münsteraner endlich zu bebildern. Obwohl Tätowierungen Anfang der 1990er noch ein Außenseiter-Image hatten, waren ihre Terminlisten sofort voll. „Tätowiersucht“ war Münsters erstes Tattoo- und Piercing-Studio.


Dann kam die „Arschgeweih“-Welle und Tätowierungen wurden zum Modetrend. Damit wuchs die Zahl der Anbieter in Münster, ebenso wie die der Tattoo-Entferner. An der Uni gab es sogar ein historisches Seminar zur Geschichte der Tätowierungen.

Im Jahr 2000 zog Pionierin Palazzolo mit ihrem Studio zum Hansaring, wo sie bis dato arbeitet.
Heute sind selbst Sparkassenangestellte tätowiert, während man im Schwimmbad als Nicht-Tätowierter auffällt. Zukünftige Generationen von Altenpflegern werden beim Seniorenbaden viel zu staunen bekommen...

Tanina Palazzolo ankerte im Kuhviertel und bebilderte die Gliedmaßen der Münsteraner.

Münsters Zeitzeichen-Serie aus der na dann...
gibt‘s als Band I und II im Buchhandel:
Jede Woche hat ihre Geschichten...

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