Von Carsten Krystofiak, 01.06.2016

In dieser Woche vor 79 Jahren... tobte der Schulstreit.

In dieser Woche vor 79 Jahren... tobte der Schulstreit.

Über die Einführung einer Gemeinschaftsschule, in der Jungen und Mädchen zusammen unterrichtet werden sollten, tobte ein Kampf zwischen Nationalsozialisten und katholischer Kirche. Die Klerikalen stemmten sich mit allen Formen des Widerstandes gegen die „unsittliche“ Schulreform; die Nazis revanchierten sich mit Denunziation und Verfolgung.

Nazis am Rande des Nervenzusammenbruchs: Koedukation? Nicht mit angry Galen!

Um herauszufinden, wie Münsters Bevölkerung in diesem Konflikt denkt, fertigte die lokale NS-Leitung Stimmungsberichte aus dem Alltag für die Parteizentrale an. Das Ergebnis fiel für die Braunen verheerend aus: Es müsse befürchtet werden, dass die Münsteraner „in einer Auseinandersetzung zwischen Partei und Kirche hinter letzterer stehen würden.“


Dieses Fazit nutzten die münsteraner Nazi-Aktivisten, um sich ihren ganzen Frust von der Seele zu schreiben: „Die Leute strömen in jüdische Geschäfte, dass es einem die Zornesröte ins Gesicht treibt!“ Der arbeitsfreie Geburtstag des „Führers“ werde „zum Hausputz oder zur Gartenarbeit genutzt“, statt zur feierlichen Hitler-Andacht. „Die Spendensammlung der HJ war mal wieder mehr als kläglich!“, während die „Kirchen überfüllt“ seien. Ja, es sei „sogar schon soweit, dass manche HJ-Führer gleichzeitig Messdiener sind!“ Die Gesamtlage sei „zum Haareraufen“.

Die Berliner Parteiführung nahm die Berichte zur Kenntnis und heftete sie ab. Die Gemeinschaftsschule kam gegen den kirchlichen Widerstand.

Nazis am Rande des Nervenzusammenbruchs: Koedukation? Nicht mit angry Galen!

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