Von Carsten Krystofiak, 16.11.2016

In dieser Woche vor 43 Jahren... verschwand Elisabeth an der Aa.

Um die Bürger zu versorgen, die unterhalb des Existenzminimums lebten, eröffneten Stadt und Kirche bereits im Mittelalter zahlreiche „Armenhäuser“. Finanziert wurden die Stiftungen durch Spenden. Der Deal: Freie Unterkunft und Verpflegung, dafür mussten die Armen täglich für die Spender beten.

Es gab viele Armenhäuser in Münster: Am Katthagen, an der Stiftsherrenstraße, an der Neubrückenstraße und Windthorststraße, das „Zwölfmännerhaus“ an der Jüdefelderstraße, die „Elende Aegidii“ an den Krummen Straße, das „Irrenhaus“ an der Hörsterstraße, etc., etc.

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An der Aabrücke an der Bergstraße stand seit 1354 das Armenhaus „Elisabeth zur Aa“, das Platz für 33 Frauen in sozial prekärer Lage bot. Das Haus befand sich in Trägerschaft des Stadtrates. Um Spenden zu akquirieren, hatte die Einrichtung eine besondere Attraktion: Eine 1630 in Neapel geschnitzte Babywiege mit einer Puppe des heiligen Johannes. Gläubige durften die Wiege gegen Geld ein paar Minuten schaukeln. Der Service fand viele zufriedene Kunden.


1890 wurde das Haus aus dem Mittelalter neu errichtet. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die 20 letzten Bewohnerinnen auf andere Einrichtungen verteilt und das Gebäude in Wohnungen aufgeteilt. Erst 1973 fiel das Haus dem Bagger zum Opfer. An Elisabeth zur Aa erinnerte noch lange das gleichnamige Restaurant an gleicher Stelle.

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