Von Carsten Krystofiak, 12.07.2017

In dieser Woche vor 20 Jahren... wurde der Tote im See gefunden.

Beim Schwimmen im Kottruper See traf die Hebamme Renate Pelkmann aus Warendorf überraschend einen jungen Mann, dem es gar nicht gutging: Der etwa 25jährige litt an Knochenmarkentzündung, einer Kiefererkrankung und starkem Zähneknirschen durch Stress.

Das störte den ca. 1,75 m großen Kerl allerdings nicht mehr, denn er war schon seit mindestens 15.000 Jahren tot. Der Fund elektrisierte die Archäologen. Denn am Kottruper See existierte das größte zusammenhängende Gräberfeld der Bronzezeit in ganz Nordwesteuropa. Aber warum war der Mann nicht in der Urne bestattet worden, sondern lag einfach im Schlamm? Unfall? Mord, Totschlag? Fraßspuren prähistorischer Wildtiere fand man nicht an seinen Knochen. Aber frühzeitliche Barbeque-Abfälle von Mammutsteaks, Wollnashorn, Riesenhirschen und sogar Löwen.

Auch ein Neandertalerschädel wurde gefunden. Stammen die Münsterländer gar nicht vom Homo Sapiens ab?

Der häufigste Fund waren Pinzetten. Vielleicht, um sich Kiefernnadeln vom Waldboden aus den Füßen zu ziehen? Auch eine offenbar stark befahrene Friedhofszufahrt wurde nachgewiesen. Es muss also in Bronzezeit-Warendorf ein ziemlicher Verkehr geherrscht haben (Vermutlich schimpften Verkehrsteilnehmer schon damals über Einbaum-Lenker mit WAF-Kennzeichen). Sogar Vandalismus gab es schon, denn einige Gräber wurden bereits zu ihrer Zeit demoliert (Diese Jugend! In der Eiszeit hätt‘s das nicht gegeben!)


Die archäologische Erforschung kam spät, denn über fünfzig Jahre wurden Scherben und Knochen beim Sandabbau achtlos weggeworfen.

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