Von Carsten Krystofiak, 03.01.2018

In dieser Woche vor 104 Jahren... ...wurde Häftling Kürten entlassen.

Anfang des Jahres wurde der neue Insasse Peter Kürten ins Münsteraner Zuchthaus an der Gartenstraße eingeliefert. Wegen zahlreicher Einbrüche in Düsseldorf war er zu sieben Jahren verurteilt worden, die er bis auf den letzten Tag in Münster absaß.

Das war kein Vergnügen: Frühmorgens knallten die Kalfaktoren die schweren Eisenriegel an den Türen zurück, leerten die Toiletteneimer und reichten ein undefinierbares „Frühstück“ herein. Alle 14 Tage war Waschtag, doch für die 800 Häftlinge gab es nur fünf Duschen. Das Sprechen beim Hofgang war verboten, wer renitent wurde, kam in die „Tobzelle“ im Keller. Dabei erschienen diese Verhältnisse schon komfortabel: Die Zustände im alten Zuchthaus an der Lotharinger Straße waren so schlimm gewesen, dass der Sozialreformer Wichern Berlin von einem Neubau für 1,2 Mio. Goldmark überzeugen konnte.

Einer der berüchtigsten Serienkiller saß in Münster im Knast: Kürten ging in die Kriminal- und Filmgeschichte ein.

Sieben Jahre später trat Kürten als entlassen aus dem Tor, ging über die Promenade zum Bahnhof und fuhr zurück nach Düsseldorf. Dort ermordete er in den nächsten Jahren neun Frauen und Kinder auf grausige Weise. Als „Vampir von Düsseldorf“ ging er in die Kriminalgeschichte ein. Um ihn zu fassen, rief man den legendären Fahnder Ernst Gennat aus Berlin, der als Begründer der modernen Kriminalistik gilt. Gennat erfand für den Täter den Begriff „Serienmörder“.


18 Jahre nach seiner Haftentlassung in Münster wurde Kürten endlich festgenommen und zum Tode verurteilt. Der Film „M“, mit dem Fritz Lang 1930 „die Mutter aller Krimis“ schuf, basiert teils auf dem Fall Kürten.

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