Von Carsten Krystofiak, 31.01.2018

In dieser Woche vor 68 Jahren... ...gab‘s wieder satt zu essen.

Seit Kriegsbeginn 1939 waren Lebensmittel, Beinzin und Kleidung rationiert. Wer Waren einkaufen wollte, musste dafür eine behördliche Genehmigung vorlegen: die Bezugskarte. Es gab jeweils eine Berechtigungskarte für den Kauf von Brot, für Fleisch, Fett, Eier sowie Marmelade und Zucker. Die Karte galt für eine Woche, mehr als die darauf angegebene Menge gab‘s nicht. Gegen Kriegsende waren das pro Person eineinhalb Kilo Brot, 200 Gramm Fleisch und 100 Gramm Fett – für sieben Tage.

Wer seine Wochenration zu schnell auffutterte, musste bei Bauern Wertsachen gegen Kartoffeln eintauschen.

Auch nach Kriegsende wurde das System wegen des Mangels an allem beibehalten. Wer in ein Restaurant ging, fand auf der Speisekarte neben dem Preis die Anzahl der abzugebenden Marken. Auf öffentlichen Aushängen stand am Wochenende, welche Lebensmittel in der folgenden Woche erhältlich waren. Die Karten gab es u.a. im Rathaus. Münster hatte damals 120.000 Einwohner, davon 10 % Ost-Flüchtlinge.


Auf dem Schwarzmarkt vorm Bahnhof wurden Bezugsscheine gegen Ami-Zigaretten und Schnaps getauscht. Diebstähle waren an der Tagesordnung. Viele tauschten Familienschmuck und teure Teppiche auf dem Land bei Bauern gegen Eier und Kartoffeln.

Ende Januar, fünf Jahre nach Kriegsende, wurden die Lebensmittelkarten endlich abgeschafft und man konnte wieder so viel einkaufen, wie man sich leisten konnte. Kein Wunder, dass es nach insgesamt zehn Jahren Rationierung zu einer exzessiven „Fresswelle“ kam.

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