Von Carsten Krystofiak, 20.06.2018

In dieser Woche vor 72 Jahren... ...kamen die „Liebesgaben“.

Nach dem Krieg gab es in Deutschland keine funktionierende Infrastruktur mehr und damit auch keine geregelte Lebensmittelversorgung. In den USA lief eine humanitäre Hilfswelle an: Es gründete sich ein Verband verschiedener Wohlfahrtsorganisationen namens „Cooperative for American Remittances to Europe“, abgekürzt CARE.

War das Paket leergefuttert, konnte der Karton sogar noch als Wahlurne zum Demokratie-Üben dienen.

Im Juni 1946 stimmte die britische Militärregierung den Aktivitäten der NGO zu. Damit trafen die ersten Hilfspakete in Westdeutschland ein. Die Rationen enthielten Büchsenfleisch, Mehl, Eipulver, Schmalz und Trockenobst, außerdem Instant-Kaffee, Milchpulver und Seife – sowie natürlich Lucky Strike-Zigaretten und Kaugummis.


In Münster wurden die Care-Pakete zentral im Studentenheim am Breul 23 gelagert. Damit es bei der Verteilung gerecht zuging, gründeten die verschiedenen Kirchenverbände, Rotes Kreuz und Arbeiterwohlfahrt den „Zentralauschuss für die Verteilung ausländischer Liebesgaben“.

Wer ein Paket erhielt, bekam eine schriftliche Benachrichtigung und musste diese bei Ausgabe vorzeigen. In den Zeiten nackter Not leisteten selbst die leeren Kartons nützliche Dienste und wurden oft noch Jahre aufbewahrt. Bei der Kommunalwahl 1948 diente ein leerer Care-Karton im Rathaus als Wahlurne. Noch 2003 wurden auf dem Dachboden des Studentenheims alte Care-Kartons gefunden und dem Stadtmuseum übergeben.

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