Von Carsten Krystofiak, 18.07.2018

In dieser Woche vor 61 Jahren... ...starb der Muffikaner-Pfarrer.

Schon ungewöhnlich, dass zur Beerdigung eines katholischen Pfarrers eine Abordnung Sozialisten auf dem Mauritzfriedhof erschien und feierlich einen Kranz mit roter Schleife niederlegte. Doch der Tote war auch kein gewöhnlicher Priester: Heinrich Eltrop war seit 1929 Pfarrer im Arme-Leute-Kiez „Klein Muffi“, dem Herz-Jesu-Viertel.

„Wenn alle so wären, wie der, wäre die Kirche glaubwürdig“, sagte „der rote Schuster“ vom Hubertiplatz.

Hier engagierte er sich vor allem während der Wirtschaftskrise und der harten Nachkriegszeit unermüdlich für mittellose „Muffikaner“: Er organisierte Sammlungen, Suppenküchen und Notunterkünfte. Vor allem verschenkte er seinen gesamten Hausrat an Bedürftige, was seine Haushälterin oft zur Verzweiflung trieb. Sogar sein Bett schleppte er eigenhändig über die Wolbecker Straße zu einer Familie, die keines besaß und schlief selbst nur noch im Sessel. Einmal „organisierte“ er ein Fass voller Heringe, die ihren Weg in die Bratpfannen der Arbeiter und Arbeitslosen fanden – auch der nichtkatholischen. Im Krieg half er der Jüdin Alma Schüren, sich bei Telgte zu verstecken.


Für seine Verdienste wurde Eltrop vom Papst zum Prälaten ernannt, was ihm entsetzlich peinlich war. Das Prälatengewand trug er nur ein einziges Mal für ein Foto und tauschte es sofort wieder gegen seinen einzigen, verschlissenen Anzug. Bekam er neue Kleidung gestellt, verschenkte er sie stets direkt weiter. Für den „Roten Schuster“ Bernie Beermann, der später den stark marxistischen SPD-Ortsverein leitete, war Eltrop trotz weltanschaulicher Gegensätze ein persönliches Vorbild.

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