Von Carsten Krystofiak, 10.10.2018

In dieser Woche vor 13 Jahren... ...wurde Angelmodde zum „Ghetto“.

Die Osthuesheide in der Waldsiedlung Angelmodde ist nicht unbedingt das, was man „bevorzugte Wohnlage“ nennt. Eine Gruppe Jugendlicher, die sich „Osthuesheide-Streetgang“ (OSG) nannte, machte dem Klischee vom sozialen Brennpunkt alle Ehre und sorgte für viel Verunsicherung in der Nachbarschaft.

Die BILD-Zeitung witterte eine Story und ließ die Jungs für ein martialisches Foto posieren. Schlagzeile: „Warum tut keiner was gegen diese Terrorbande?“. So wurde die „Gang“ zu einem Mythos, der den Protagonisten zu Kopf stieg – sie mussten nun ihr schlechtes Image verteidigen.

Die Polizei als unfreiwillige Statisten im OSG-Hiphop-Videoclip.

Daher kam es kurz darauf an der Ludwig-Erhardt-Schule zu einer Messerstecherei, an der OSG-Homies beteiligt waren. Die Polizei ging zunächst von einem Amoklauf aus und rückte mit einem XXL-Aufgebot an. Damit wurden die Osthuesheide-Homeboyz endgültig zum medialen Negativ-Hype und Angelmodde in der Presse zum „Ghetto“.


Das setzte den grünen Polizeipräsidenten Wimber unter Druck, nun endlich rigoros tätig zu werden. Ein ausländischer Intensivtäter wurde abgeschoben, weitere zu Haftstrafen verurteilt. Das war das Ende der „Osthuesheide-Gang“ – zumindest der kriminellen Karriere, denn als Breakdance- und Hiphop-Projekt lebte die OSG auf YouTube fort. Angesichts der aktuellen Sicherheitslage kommen einem die wilden Tage der OSG vor, wie die gute alte Zeit...

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