Von Carsten Krystofiak, 15.05.2019

In dieser Woche vor 51 Jahren... ...fuhren die Busse nicht los.

1968 versuchte eine breite Phalanx aus sozialistischen Studenten, Literaten, Philosophen und Pädagogen, die Grundmauern der bürgerlichen Gesellschaft in die Luft zu sprengen. Dazu suchten sie den Schulterschluss mit dem Proletariat, das sie von seinen Ketten der Knechtschaft befreien würden.

Bitte Geduld – der Fahrer diskutiert über die Weltrevolution...

In Münster war es aber gar nicht so einfach, echte Proletarier aufzutreiben. Morgens um fünf suchten daher rund zweihundert revolutionäre Studenten die Diskussion mit den Busfahrern der städtischen Verkehrsbetriebe – und legten damit für Stunden Münsters gesamten Busverkehr lahm. Darunter mehrere spätere SPD-Bundestagsdelegierte. Dabei erlebten die Linken eine herbe Enttäuschung – sie blitzten bei der Arbeiterklasse ab. Auch Annäherungsversuche bei Glasurit in Hiltrup scheiterten am Desinteresse der Werktätigen. Das verflixte Proletariat wollte sich partout nicht von sozialistischen Studis befreien lassen. Das hat die Linke den Arbeitern niemals verziehen.


Die linke Kulturrevolution scheiterte zwar mit ihrem Frontalangriff unmittelbar, war aber als Langzeitstrategie einer Eroberung der bürgerlichen Festung über die Karriereleiter höchst erfolgreich.

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