Von Carsten Krystofiak, 20.05.2020

In dieser Woche vor einem Jahr… fiel der EPS über Münster her.

Macht rote Quaddeln auf der Haut und juckt höllisch – der EPS.

Der Eichenprozessionsspinner ist kein durch den Wald wallfahrender Idiot, sondern ein Nachtfalter. Die Raupen schützen sich mit langen Brennhaaren vor Fressfeinden. Die Härchen schweben durch die Luft und lösen bei Kontakt starke Haut- und Augenreizungen aus. Das Einatmen kann Bronchialprobleme verursachen. Die lästigen Tierchen wurden schon zu Kaisers Zeiten in manchen Jahren zur Plage, doch 2019 waren von den rund 13.000 Eichen in Münsters Stadtgebiet mehrere tausend befallen. Beim Grünflächenamt standen die Telefone nicht mehr still. Einsatzteams in Schutzanzügen saugten und flämmten im Dauereinsatz Gespinste von den Borken. Spielplätze wurden geschlossen, Schulunterricht fiel aus. Um Pfingsten erreichte die Krise ihren Höhepunkt. Da die Raupenbekämpfer nicht hinterherkamen, waren die Hautarztpraxen gerammelt voll mit Patienten, die Bekanntschaft mit den umherfliegenden Brennhaaren gemacht hatten. Der EPS verbreitet sich seit den Neunzigern in ganz Mitteleuropa rasant und rückt immer weiter nach Osten vor. Private Anbieter haben die Nesterentfernung bereits als Geschäftsmodell erkannt. Biozide dürfen dabei aber nicht eingesetzt werden, weil sie auch andere Schmetterlinge töten.


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