Von Carsten Krystofiak, 16.03.2011

In dieser Woche vor 7 Jahren... ... starb überraschend Gerd Beike.

In dieser Woche vor 7 Jahren...

... starb überraschend Gerd Beike.

In Münsters Nachtleben gab es immer feste Institutionen, z.B. trendige Clubs, robuste Szenen, prominente Musiker. Gerd Beike war während der 1980er und 90er Jahre eine Ein-Mann-Institution. Beike war Pressefotograf für die Westfälischen Nachrichten. 1999 wechselte er zur Münsterschen Zeitung. Doch es spielte keine Rolle, wer sein Auftraggeber war, denn Beike war selbst eine Marke. Ausgestattet mit einem gigantischen Teleobjektiv raste er abends durch die Clubs und knipste alles, was sich auf Münsters Parketts bewegte – ob Gala oder Goten, ob Promis oder Punks.

Es gibt niemanden, der während dieser Jahrzehnte in Münster auf einer Bühne stand und nicht von Beike abgelichtet worden ist – von A wie Alsmann bis Z wie Zwillinge. Alle kannten ihn, alle brauchten ihn um in die Zeitung zu kommen, aber nicht alle freuten sich, wenn er auftauchte: Beike genoss es, seine Motive herumzukommandieren, bis sie die von ihm gewünschte Bildkomposition perfekt umsetzten. Das nervte, aber es kamen zuverlässig erstklassige Fotos dabei heraus.

Beike verband seine Arbeit mit zwei Sammelleidenschaften: Erstens sammelte er junge Damen, die er mit Charme und Überredungskunst dazu brachte, sich als Model in sexy Posen zu werfen. Zweitens sammelte er Nachrichten: Wer wann was mit wem und wieso – Beike war immer bestens informiert und gab sein Wissen gerne diskret weiter.

Gerd Beike (mit rotem Schal) in Aktion

Seine eigenen Geheimnisse behielt er dagegen für sich. Er blieb lieber der distanzierte Beobachter mit dem Blick durchs Objektiv. Beike starb völlig unerwartet mit 56. Auf seinem Grabstein steht leider nicht »Bitte lächeln«, wie er sich gewünscht hatte.


Gerd Beike (mit rotem Schal) in Aktion: Heb‘ mal das Bein an und halt das Mikro vor‘n Mund – nee, nicht so hoch, ja genau und jetzt so bleiben...

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