Von Carsten Krystofiak, 02.12.2020

In dieser Woche vor 7 Jahren …

…erschien ein schräger Vogel

Ausgerechnet zu Beginn des Advents kündigte der Salafistenprediger Pierre Vogel eine öffentliche Kundgebung auf der Stubengasse an. Der ehemalige Boxer aus dem Rheinland hatte sich durch die umstrittene Koran-Verteilungsaktion „Lies!“ (die man auch englisch aussprechen könnte…) einen Namen in der Salafistenszene und bei Islamkritikern gemacht.

Anfang Dezember machte er mit einem Trupp bärtiger Kaftanträger in Münster Halt. Von der Ladefläche eines Miet-Lkw des Verleihers Sixt sprach er vor einigen Dutzend Anhängern und rund hundert Neugierigen in jovialer Weise über die Vorzüge der Scharia. Von Protesten linker Gruppen – deren historische Kernkompetenz eigentlich die Religionskritik ist – war nichts zu sehen.

Nach gut einer Stunde war der Spuk auf der Stubengasse wieder vorbei…

Als wie bestellt ein jugendlicher Freiwilliger auf die Bühne kletterte, um spontan zum sunnitischen Islam zu konvertieren, war die Zeremonie der Höhepunkt des Auftritts. Dieser sollte der Auftakt zu einer Deutschlandtournee durch über dreißig Städte sein, die aber später mangels Resonanz abgekürzt wurde.


In Münster zog der gespenstische Aufzug eine verwaltungsinterne Affäre nach sich: Ratsherr Richard Halberstadt (CDU) erkannte ein Mitglied des städtischen Jugendrates, der Vogel persönlich begrüßte und angeblich sogar Flugblätter der Salafisten verteilte. Damit konfrontiert, beteuerte dieser, er habe sich die Reden Vogels „nur anhören“ wollen.

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