Von Carsten Krystofiak, 03.02.2021

In dieser Woche vor 90 Jahren …

…kam es zu Randale im Schützenhof.

Die Nationalsozialisten standen zwei Jahre vor der Macht und waren noch auf Wahlwerbung angewiesen. Im Schützenhof an der Hammer Straße hielt die NSDAP eine Pateiveranstaltung ab, bei der es zu einer Schlägerei, aber auch zu einer öffentlichen Debatte kam. Um halb neun strömten etwa viereinhalbtausend Besucher in den Saal, darunter gut 200 Frauen, wie der Polizeibericht vermerkt.

Auf der Galerie hatten sich etliche Nazigegner eingefunden und begrüßten die Parteiredner mit Beleidigungen. Da Münsters SA zu wenige Mitglieder hatte, waren vorsorglich rund 40 SA-Männer aus Hamm als Saalschutz angereist. Zwischen ihnen und den Störern entfachte eine wilde Prügelei.

Verletzt wurden ein Maurer aus der Ribbergasse, ein Monteur aus der Industriestraße (heute Friedrich-Ebert-Straße) und ein Tischler aus der Beckhofstraße. Diese zeigten als Täter einen Anstreicher aus Hamm an, den die Polizei ergebnislos nach Waffen durchsuchte.

Der Hauptredner des Abends geißelte in seiner Ansprache die Regierung des aus Münster stammenden Reichskanzlers Brüning und forderte insbesondere alle Beamten auf, in Hitlers Partei einzutreten – Münster war schon damals eine Beamtenstadt.

SA-Plakat mit unverhohlener Aussage…

Auf das Angebot einer offenen Diskussion mit politischen Gegnern meldete sich ein Sozialdemokrat und erinnerte an die Verdienste der SPD nach dem Ersten Weltkrieg zur Stabilisierung des Landes, er wurde jedoch mit ständigen Zwischenrufen gestört.


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