Von Carsten Krystofiak, 16.06.2021

In dieser Woche vor 47 Jahren...

…wurde der Puff geplant.

Bis in die 1950er war auf dem heutigen Hörster Parkplatz Münsters Rotlichtviertel. In der Korduanenstraße, Ritterstraße (abgerissen), Wevelinghofergasse, Petersiliengasse (abgerissen) und Sonnenstraße lockte das älteste Gewerbe der Welt. Die Häuser Ritterstraße 20, 38, 39 und 40 gehörten der Stadt, die sie an Prostituierte vermietete. Dazwischen wohnten Schrotthändler, Scherenschleifer, Abdecker und Gerber.

Da es ständig Konflikte gab (sogar einen Mord) und die Schüler des Schlaungymnasiums nicht mit den Prostituierten in Kontakt kommen sollten, wurden die Absteigen Ende der 50er abgerissen. Die Prostitution wurde in den Bereich Dahlweg/Hafenstraße verdrängt, später an den Industrieweg. 1970 erklärte man die Innenstadt zum Sperrbezirk.

Hier sollte das Großbordell entstehen.

Doch 1973 stellte ein Hamburger Spekulant einen Bauantrag für ein Studentenwohnheim an der Sonnenstraße 40. Man kam schnell dahinter, dass in Wahrheit ein Bordell für 90 Prostituierte geplant war. Die Anwohner gingen auf die Barrikaden, es gründete sich eine Bürgerinitiative. Die Stadt lehnte den Bauantrag ab, der Investor klagte dagegen.


Der Hauseigentümer, der an den Investor verkaufen wollte, wurde im Viertel sozial geächtet und aus dem Schützenverein St. Petri vom Bült geworfen.

Im Herbst entschied Münsters Oberverwaltungsgericht letztinstanzlich, die Klage abzuweisen. Die Stadt hatte gewonnen, es kam kein Puff an die Sonnenstraße.

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