Von Carsten Krystofiak, 01.09.2021

In dieser Woche vor 68 Jahren... … begann ein Justizdrama.

… begann ein Justizdrama.

Der Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR war noch nicht lange her, da wurde in Baden-Württemberg eine nackte Frauenleiche im Wald entdeckt. Die Spuren führten zum 27jährigen Vertreter Hans Hetzel – ist er der lang gesuchte „Autobahnmörder“?

Als Zeuge der Anklage tritt ein Münsteraner auf: Prof. Albert Ponsold. Der Star der bundesdeutschen Rechtsmedizin hat zwar nur ein Schwarzweißfoto der Leiche, erkennt darauf aber „eindeutige Indizien“, die zur Verurteilung des Verdächtigen führen.

16 Jahre (!) beteuert Hetzel im Knast seine Unschuld. Unterdessen irrt sich Ponsold als Gutachter im spektakulären Rohrbach-Prozess und kollidiert darüber mit einem jungen Münsteraner Anwalt. Der erwirkt die Wiederaufnahme im Fall Hetzel.

Nun bekommt Ponsold einen starken Gegner, den Chefrechtsmediziner der Ostberliner Humboldt-Uni. Die Gutachter-Schlacht vor Gericht wird somit auch zum Stellvertreterkrieg zwischen Ost und West. Ponsolds schlampiges Gutachten wird zerpflückt, er wird vom Gericht gerügt, seine Karriere ist aus, Hetzel kommt frei. Die Frau war während des einvernehmlichen Aktes infolge einer früheren Abtreibung an Herzversagen gestorben.

Zwei fatale Irrtümer beendeten die Karriere des Star-Forensikers.

Der Fall schrieb deutsche Justizgeschichte. Hetzel und Ponsold starben – beide auf ihre Weise ruiniert – in den 80er Jahren.


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