Von Carsten Krystofiak, 20.10.2021

In dieser Woche vor 16 Jahren…

… wurde ein Medienbild Wahrheit.

„Ich mach‘ disch Messer!“

Ende Oktober kam es auf dem Schulhof der Ludwig-Erhard-Berufsschule am Gut Insel im Südviertel zu einer Messerstecherei. Die Beteiligten erlitten Schnitt- und Stichwunden. Damals war das noch eine Novität auf Münsters Straßen. Die Polizei glaubte daher zunächst an einen Amoklauf wie in Erfurt drei Jahre zuvor. Daher rückten die Kräfte mit einem spektakulären Großaufgebot an.


Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ergaben folgendes Lagebild: Die Bild-Zeitung hatte jugendliche Ausländer der Osthuesheide-Streetgang (OS-G) aus Angelmodde in Intensivtäter-Pose abgebildet und getitelt: „Warum tut denn keiner was gegen diese Terrorbande?“

Berufsschüler der Ludwig-Erhard-Schule hatten sich über den Artikel lustig gemacht und über die abgebildeten OS-G-Poser gelästert. Das wiederum kam einigen der „Gangster“ zu Ohren und sie beschlossen, ihr mühsam erworbenes Bad-Boy-Image durch eine Strafexpedition zu verteidigen.

Mit Erfolg: Zwei Wochen später tagte eine ganze Kompanie aus Stadtverwaltung, sozialen Trägern, Polizei, Justiz und Schulen unter Teilnahme von Oberbürgermeister und Polizeipräsident beim „Münsteraner Sicherheitsgespräch“ im Rathaus. Top-Thema: Die Osthuesheide-Gang.

Das Gremium verabschiedete ein Maßnahmenpaket aus „Prävention und Repression“. Um die OS-G wurde es nach Ausbleiben weiterer Presseberichte wieder ruhiger.

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