Von Carsten Krystofiak, 19.09.2012

In dieser Woche vor 65 Jahren...

In dieser Woche vor 65 Jahren...
ermittelten Münsters erste Polizistinnen.

Zwei Jahre nach Kriegsende wurden auf Druck der alliierten Militärregierung die ersten weiblichen Polizisten in Dienst gestellt.

Sechs Münsteranerinnen wurden dazu in umgefärbte alte Uniformen gesteckt und ausgebildet.
Da Stoff in der Nachkriegszeit knapp war, galt zur Schonung der Uniformen ein Trageverbot nach Dienstschluss. Die Leiterin der weiblichen Polizeitruppe, ein »Fräulein Nitsch«, bekam den offiziellen Titel »Kriminalobersekretärin«.

Gehörte damals wegen Nachkriegsmangel noch nicht zur Uniform: Der offizielle Polizei-BH.

Die Damen gingen jedoch nicht auf Streife oder regelten den Verkehr, sondern konzentrierten sich auf jugendliche Straftäter. In engem Kontakt mit Jugendrichtern führten sie die ersten Ermittlungen bei Straftaten von Minderjährigen und Heranwachsenden durch. Besonders die Kriegs-Vollwaisen wurden von der weiblichen Polizei betreut.


Die Lokalpresse widmete den Beamtinnen trotz Papiermangel einen wohlwollenden Bericht. In der Bevölkerung fielen die sechs Damen allerdings kaum auf. Trotzdem war ihre Arbeit nicht unwichtig: Wegen der Verrohung durch Kriegserlebnisse und der nackten Not der Nachkriegszeit waren Delikte Jugendlicher an der Tagesordnung, darunter sogar Kapitalverbrechen.

Der erste Einsatz der weiblichen Ermittler war spektakulär und sorgte in Münster für große Aufregung: Auf der Piusallee wurde ein älterer Mann Opfer eines brutalen Raubmordes. Die Täter: Ein 12-, ein 15- und ein 16jähriger. Die Beute betrug nur fünf Mark.

Gehörte damals wegen Nachkriegsmangel noch nicht zur Uniform:
Der offizielle Polizei-BH.

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