Von Carsten Krystofiak, 13.02.2013

In dieser Woche vor 379 Jahren...

wurde „der Hexer“ verbannt.

Nicht nur Frauen konnten Opfer der Hexenverfolgung werden – in Münster erwischte es Evert Heggemann.

Eigentlich fing alles mit einem Nachbarschaftsstreit an. Der 38jährige Tuchhändler wurde von seinem Nachbarn Bernd Kock wegen Zauberei angezeigt. Zwei Kühe Kocks, die aus einem Korb gefressen hatten, den sich Heggemann zuvor ausgeliehen hatte, waren gestorben. Doch viel verdächtiger erschien den Behörden, dass Heggemann sich gegen den Hexenvorwurf nicht mit einer Gegenklage verteidigte. Darum wurde ein Verfahren eröffnet.

Opa Gandalf Style: Evert Heggemann konnte keine Zauberei nachgewiesen werden

Plötzlich fanden sich etliche Zeugen, die sich erinnern konnten, dass ihnen die merkwürdigsten Dinge zugestoßen waren – und immer hatte dieser Heggemann etwas damit zu tun. Nicht gerade entlastend wirkte sich aus, dass Heggemanns Vater bereits in Davensberg wegen Hexerei verbrannt worden war. Insgesamt wurden zwanzig Zeugen gehört, deren Aussagen immer abstruser wurden.


Nach drei ergebnislosen Verhören ordnete das Gericht die Folter an. Außerdem wurde sein Körper auf Teufelsmale untersucht. Beides ohne Ergebnis.

Bei einer weiteren Folterung gestand Heggemann wenigstens ein anderes Delikt: Er gab ein Verhältnis mit einer verheirateten Hiltruperin zu. Immerhin. Der Stadtrat nutzte dies, um den lästigen Fall von den Hacken zu kriegen: Man verbannte Heggemann kurzerhand aus Münster und war damit die ganze Affäre elegant los.

Seine Frau wurde ebenfalls der Hexerei beschuldigt, wehrte sich aber mit einer Beleidigungsklage. Der Denunziant musste eine Geldstrafe zahlen.

Opa Gandalf Style: Evert Heggemann konnte keine Zauberei nachgewiesen werden –
sein Glück!

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