Von Carsten Krystofiak, 17.04.2013

In dieser Woche vor 164 Jahren...

machte Münster den Rollschuh bekannt.

Jakob Liebmann Meyer Beer kam eigentlich aus Berlin. Weil er in Paris Karriere als Opernkomponist machen wollte, gab er sich den Künstlernamen Giacomo Meyerbeer. Seine dritte Oper sollte der Durchbruch werden: »Les Prophéte« erzählt die Geschichte der Wiedertäuferherrschaft in Münster.

Der dritte Akt beginnt mit dem Szenenbild der vereisten Aa-Wiesen vor dem Aegidiitor.
Vor dem Aushub des Aasees war die Aa-Senke oft überschwemmt und im Winter zugefroren. Zu Meyerbeers Zeiten trafen sich die Münsteraner hier zum Schlittschuhlaufen.

Rollschuhe hießen damals noch »Fußfahrräder«. Münster verhalf dem Sportgerät zum großen Durchbruch.

Weil in der Szene Winter ist, kommen einige Bäuerinnen mit Schlittschuhen über die Eisfläche zu den Wiedertäufern, um ihnen Waren zu verkaufen. Es folgt eine Balletteinlage der Eisläuferinnen. Um den Schlittschuhlauf im Opernsaal imitieren zu können, griff der Komponist auf eine Erfindung zurück, die noch neu und nicht ganz ausgereift war: Rollschuhe.


Meyerbeer war der erste, der Rollschuhe auf der Opernbühne einsetzte, um Eislauf darzustellen. Vorherige Versuche auf Theaterbühnen waren an teils schlimmen Unfällen gescheitert.
Die Münster-Oper, deren ursprüngliche Fassung von viereinhalb Stunden stark gekürzt wurde, startete nach dem Debut auch in London und Hamburg. Das Publikum war begeistert, die Kritiker wohlwollend, selbst Richard Wagner voller Lob für den Kollegen.

Der Rollschuh, der eigentlich ein Inliner mit zwei Rädern war, setzte sich danach als Requisite auf der Bühne durch.

Rollschuhe hießen damals noch »Fußfahrräder«. Münster verhalf dem Sportgerät zum großen Durchbruch.

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