Von Carsten Krystofiak, 22.05.2013

In dieser Woche vor 2 Jahren...

wurden wieder Fahrzeuge gesegnet.

In allen Kulturen hat der Mensch den Beistand der Götter zum Schutz vor den Naturgewalten erfleht. Auch in den 1960er Jahren. Da war Münster noch tief katholisch. Darum ließ man neue Gebäude oder wichtige Gegenstände von Geistlichen segnen.

Weil sich infolge des deutschen Wirtschaftswunders immer mehr Menschen ein eigenes Auto leisten konnten (und die Teilnahme am Straßenverkehr nicht ohne Risiko ist), bekamen auch die Autos kirchlichen Segen. Öffentliche Auto-Segnungen waren eine große Attraktion. Hunderte stolzer Autobesitzer lenkten ihre blankgeputzten Wagen auf den Domplatz. Der dicke Benz einträchtig neben dem kleinen Käfer.

Neu: Plaketten mit dem heiligen Christopherus für den Fahrradlenker. Schützt vor Verkehrspolizisten.

Der Bischof ging mit seinen Ministranten und feierlicher Miene durch die Pkw-Reihen, spritzte Weihwasser auf die Kühlerhauben und murmelte Beschwörungen. Westfälisches Voodoo.
Das nachlassende Interesse am christlichen Glauben und die zunehmende Zahl der Kfz ließen die Autosegnungen einschlafen.


Die Pfarre Heilig Kreuz belebte die Tradition zeitgemäß wieder und führte zu Beginn der Pättkestouren-Saison erstmals feierliche Fahrradsegnungen ein – nicht ohne Zuspruch. Angesichts von überall lauernden Mountainbike-Polizisten, ständiger Licht- und Alkoholkontrollen für Radler und dem Ludgeri-Todeskreisel kann himmlischer Segen bestimmt nicht schaden. Lieber Gott, schütz‘ mich vor Bußgeld!

Neu: Plaketten mit dem heiligen Christopherus für den Fahrradlenker.
Schützt vor Verkehrspolizisten.

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