Von Carsten Krystofiak, 19.06.2013

In dieser Woche vor 113 Jahren...

wurde Ketteler erschossen.

Ketteler-Tor in Peking. Das ist chinesische Harmonie: Denkmal für einen »Imperialisten« im Park für einen Antiimperialisten.

Clemens von Ketteler kam aus einer prominenten münsterländischen Adelsfamilie. Nach dem Abi am Paulinum ging er zum Militär, wechselte aber bald zum diplomatischen Dienst. Ketteler lernte chinesisch und wurde mit 46 Jahren deutscher Botschafter in China mit Sitz in Peking.


Während des Aufstandes der chinesischen »Boxer«-Bewegung (»Fäuste der Gerechtigkeit und Harmonie«) gegen die Vormacht europäischer Staaten, den USA und Japan in China, sowie gegen chinesische Christen, wollte Ketteler politisch vermitteln. Auf dem Weg ins Außenministerium wurde er auf offener Straße erschossen.

Kettelers Tod ließ die Lage eskalieren: Chinas Regierung stellte sich offiziell auf die Seite der »Boxer«, die europäischen Großmächte erklärten China den Krieg und sendeten Kampftruppen; Russland marschierte in die Mandschurei ein.

China unterlag. Der chinesische Prinz musste sich in Berlin für Kettelers Tod entschuldigen. In Peking wurde ein Denkmal für Ketteler errichtet, im typisch chinesischen Stil, mit Pagodendach und der chinesischen Inschrift »Verteidigt den Frieden«. Es steht noch heute im Pekinger Yat-sen-Park. Etwas paradox: Yat-sen war ein anti-imperialistischer Revolutionär. Das ist wie ein Denkmal für die 7. Kavallerie im Sitting-Bull-Park.

Kurz nach Kettelers Ermordung setzte man ihm auch in Münster ein Denkmal in Form eines Obelisken im Schloßgarten.

Ketteler-Tor in Peking. Das ist chinesische Harmonie: Denkmal für einen »Imperialisten« im Park für einen Antiimperialisten.

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