Von Carsten Krystofiak, 03.07.2013

In dieser Woche vor 9 Jahren...

wurde der Arkaden-Kran besetzt.

Bevor die Münster-Arkaden zwischen Rothenburg, Ludgeristraße und Königsstraße aus dem Boden wuchsen, stand dort die alte Sparkassenzentrale. Nach dem Abriss begann der Aushub der Baugrube und die Arbeit an den Fundamenten. Doch plötzlich ruhte die Baustelle.

Ein Mann hatte in der Nacht einen Baukran erklommen und war bis auf das äußerste Ende des Auslegers geklettert. Dort richtete er sich ein: Schlafsack, Lebensmittel und Klopapier deuteten darauf hin, dass er eine längere Besetzung plante. In der Tat: Alle Versuche, ihn zum hinunterkommen zu überreden scheiterten.

Arkaden-Baustelle an der Ludgeristraße: Zwei Tage lang war »der Mann auf dem Kran« die Sensation in der City.

Stattdessen begann der Kran-Kletterer nun selbst, Botschaften zu artikulieren. Durch ein Megaphon richtete er Appelle an die Passanten. Wegen Wind, Bauarbeiten und Verkehrslärm blieben seine Aufrufe allerdings unverständlich.


Am zweiten Tag zog der Besetzer zahlreiche Schaulustige an. Inzwischen war der Mann als Psychiatrie-Patient indentifiziert worden, der schon eine ähnliche Dachbesetzung in luftiger Höhe durchgezogen hatte.

Die Bauarbeiter arrangierten sich mit der Situation und machten einfach ungerührt weiter. Nur der Kran wurde nicht bewegt. Das warme und freundliche Wetter war auf der Seite des Besetzers.
Nach einer weiteren Übernachtung in gut 30 Metern Höhe gelang es endlich, den psychisch kranken Mann zur Aufgabe zu überreden. Gerichtlich verantworten musste er sich nicht.

Arkaden-Baustelle an der Ludgeristraße: Zwei Tage lang war »der Mann auf dem Kran« die Sensation in der City.

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