Von Carsten Krystofiak, 11.09.2013

In dieser Woche vor 75 Jahren...

kam es zur Kartoffelkrise.

Zum Nationalsozialismus gehörte auch eine sozialistische Planwirtschaft. Diese sollte Deutschland von Einfuhren unabhängig machen, führte jedoch zunächst zu mehreren Versorgungskrisen.

Um Ölimporte zur Benzinherstellung zu reduzieren, war schon in der Weimarer Republik eine zwangsweise Beimischung von Biosprit eingeführt worden. Das NS-Regime verfügte, dass der »Reichskraftstoff« zu 25 % aus Kartoffelalkohol bestehen musste. Für die Kartoffelbauern des Münsterlandes ein prima Geschäft.

Das E10 der NS-Zeit war ein Flop. Bald mussten Autobesitzer von Kartoffelsprit auf qualmende Holzvergaser umsteigen.

Im Forschungslabor der münsteraner Westfalen AG am Albersloher Weg rechnete man jedoch mit dem Kartoffelsprit ab: Die mindere Qualität des Gemischs führte zu schlechterer Verbrennung und dadurch zu höherem Verbrauch und Motorverschleiß. Westfalen verweigerte die Beimengung und zahlte stattdessen eine Strafsteuer von 2,38 Reichsmark pro 100 Liter Benzin.


Doch 1938 erkannte die NS-Führung, dass Benzin aus Kohle wesentlich günstiger herzustellen war, als aus Kartoffeln. Die »Reichskraftsprit GmbH« durfte keinen Kraftstoff aus Bio-Spiritus mehr vertreiben. Eine wirtschaftliche Katastrophe für die Knollen-Lieferanten, es kam »zu erheblichen Problemen bei den Kartoffelbauern.« Proteste blieben jedoch aus - verständlich.

Der Verbraucher hatte eh keine Wahl: Ab 1942 war jeglicher Kraftstoff für die Front reserviert. Autobesitzer mussten mit Holzvergasern fahren...

Das E10 der NS-Zeit war ein Flop. Bald mussten Autobesitzer von Kartoffelsprit auf qualmende Holzvergaser umsteigen.

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