Von Carsten Krystofiak, 13.11.2013

In dieser Woche vor 33 Jahren...

wurde das Cola-Haus besetzt.

Obwohl die Stadt rechtzeitig neue Studentenwohnheime in Mecklenbeck und Gievenbeck gebaut hatte, reichten die Kapazitäten hinten und vorne nicht für die über vierzigtausend Studis im Wintersemester 1981.

Doch das Studentenwerk hatte noch einen Trumpf: Der Limo-Konzern Coca Cola betrieb an der Steinfurter Straße einen Produktions- und Verwaltungsbetrieb. Das langgezogene Gebäude war allgemein als »Cola-Haus« bekannt. Mitte Oktober mietete das Studentenwerk die leerstehende Immobilie als Notunterkunft an.

Münsters Punkband »Kriegsschauplatz« im besetzten Colahaus. Am Schlagwerk: Maximilian Lenz (l.), später a.k.a. »Westbam«.

Doch dann geschah etwas Seltsames: Das Colahaus wurde von wohnungssuchenden Studis besetzt. Hintergrund: Der AStA hatte verschwiegen, dass die Liegenschaft bereits als Wohnheim zur Verfügung stand und die Besetzung unterstützt, um ein zugkräftiges Thema für die anstehenden Wahlen des Studi-Auschusses zu haben.


Dem politischen Trick verdankte Münsters Alternativszene immerhin ein paar kulturelle Höhepunkte, für die alle dankbar waren, weil damals in Münster rein gar nichts los war. Nicht allzuviele Fans, aber dafür um so mehr Dezibel brachte Münsters Postpunkband »Kriegsschauplatz« mit, bei denen ein gewisser Maximilian Lenz Trommeln und Metallgegenstände schlug. Später wurde er DJ und nannte sich fortan »WestBam«.

Als klar wurde, dass die Besetzung im Grunde unnötig war, zogen die Besetzer friedlich aus und teils als reguläre Mieter wieder ein.

Münsters Punkband »Kriegsschauplatz« im besetzten Colahaus.
Am Schlagwerk: Maximilian Lenz (l.), später a.k.a. »Westbam«.

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