Von Carsten Krystofiak, 05.03.2014

In dieser Woche vor 73 Jahren...

brach in Münster der Putzwahn aus.

Als eines der wichtigsten Ziele nach dem deutschen »Endsieg« gab Hitler aus: »Die Hausfrau muss entlastet werden!« Das sahen wohl auch zwei Münsteraner so, wollten damit aber nicht bis nach dem Krieg warten. Darum gründeten sie in der Grünen Gasse eine Scheinbehörde der Wehrmacht. Durch ihr Briefkasten-Amt bestellten sie bei Putzmittelherstellern Unmengen an Besen, Schrubbern, Aufnehmern und Putzeimern.

Grund: Im Krieg waren diese Artikel dem Militär vorbehalten, sodass sie für den privaten Gebrauch Mangelware wurden. Münsters Hausfrauen fehlte es dringend an Putzzeug – zumal es durch Bombenangriffe viel Staub und Dreck zu beseitigen gab...

Krieg ist Heldensache, hinterlässt aber auch viel Dreck. Und wer muss hinterher wieder saubermachen? – die Hausfrau!

Da die Hersteller amtliche Dokumente verlangten, wurden diese an der Grünen Gasse kurzerhand gefälscht. Zur Sicherheit frisierte man auch noch eine notarielle Beglaubigung der Echtheit.
Mit Erfolg: Über hunderttausend Besen wurden nach Münster geliefert – und mit saftigem Gewinn auf dem Schwarzmarkt vertickt. Insgesamt bestellten die Betrüger über eine halbe Million Artikel!


Das machte amtliche Stellen in Berlin hellhörig, die sich fragten, ob in Münster der Putzwahn ausgebrochen sei. Nach kurzen Ermittlungen flog die Fälscherwerkstatt auf. Da solche Delikte im Krieg mit harten Abschreckungsstrafen geahndet wurden, kamen die Todesurteile nicht überraschend. Leidtragende waren die hinterbliebenen Familien.

Krieg ist Heldensache, hinterlässt aber auch viel Dreck.
Und wer muss hinterher wieder saubermachen? – die Hausfrau!

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