Von Carsten Krystofiak, 18.06.2014

In dieser Woche vor 27 Jahren...

stürzten die Neubauten ein.

1987 rüstete sich Münster für die zweite Skulpturenausstellung, die damals noch stark umstritten war. Zur Eröffnung wünschte sich das Kulturamt einen ausgesprochen avantgardistischen Act: Die Einstürzenden Neubauten. Die Berliner Industrial-Pioniere um den Multikünstler Blixa Bargeld experimentierten mit Klängen und Geräuschen. Alles andere als easy listening...

Der Auftritt sollte im Konzertpavillon des Schloßgartens stattfinden. Mit der Durchführung wurde Veronika Fischer vom Kult-Club Odeon beauftragt, wo die Neubauten bereits zuvor aufgetreten waren. Doch schon beim Soundcheck am Nachmittag gab es Beschwerden und die Polizei schritt ein. Open-Air-Events waren damals noch absolut unüblich und die Neubauten eine harte Herausforderung für die Hörgewohnheiten. Auch dem Pächter der Schloßgarten-Gastronomie war das Ganze hochgradig suspekt und er verweigerte die Stromzufuhr für die Bühne.

Blixa Bargeld und die Einstürzenden Neubauten bei einem früheren Konzert in Münster.

Durch Fischers diplomatisches Fingerspitzengefühl wurde eine Verständigung erreicht. Der Auftritt ging glatt über die Bühne: Die Neubauten droschen auf Stahlgebilde ein und quälten elektrische Gitarren. Die paarhundert Fans waren begeistert von dem Krach, andere schüttelten die Köpfe.
Heute gelten die Einstürzenden Neubauten retrospektiv als international renommiertes Kunstprojekt. Insofern bewies Münsters Stadtverwaltung damals einen bemerkenswert visionären Sinn für die futuristische Moderne.


Blixa Bargeld und die Einstürzenden Neubauten
bei einem früheren Konzert in Münster.

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