Von Carsten Krystofiak, 09.09.2015

In dieser Woche vor 38 Jahren... kam die Rock-Oper auf den Index.

In dieser Woche vor 38 Jahren...
kam die Rock-Oper auf den Index.

In den 1970er Jahren waren Rock-Opern und Konzeptalben schwer hip. Bertram Engel aus Burgsteinfurt, Schlagzeuger in Udo Lindenbergs Panik-Orchester, beteiligte sich an einem besonderen Projekt, das trotz bester Absichten schwer nach hinten losging: In den Rüssel-Studios von Otto Waalkes co-produzierte der Münsterländer das opulente Werk »Der Führer – The Rock Opera«.

In 28 englischsprachigen Songs, von »Here I Am« über »Burning The Books« bis zu »Stalingrad Is Lost« und »The Führerbunker« rezipiert das Doppelalbum die Geschichte des Dritten Reiches.
Doch die Macher ahnten nicht, was sie auslösten: In der BRD drei Jahrzehnte nach Kriegsende wurde solche Form der Aufarbeitung als ungeheuerlicher Tabubruch empfunden! Es hagelte Kritik!

Die Bundesprüfstelle hat da wohl was falsch verstanden. Der Voldemort der Geschichte durfte nicht genannt werden.

Die Bundesprüfstelle setzte die Platte sogar auf den Index. Vorwurf: Nazi-Propaganda - dabei hatten die Urheber natürlich das Gegenteil im Sinn. Doch das verstand niemand.
Die Startauflage von zehntausend Alben wurde von der Plattenfirma EMI wieder eingestampft, nur wenige Restexemplare überlebten. Eine geplante Tournee fand nicht statt.
Erst 2002 strich die Prüfstelle das Werk von der Verbotsliste.


Rund vierzig Jahre später ist das Meinungsklima durch die Hitlerparodien von Helge Schneider, Walter Moers oder aktuell in »Er ist wieder da« deutlich entspannter. Allerdings will niemand mehr Rockopern hören...

Die Bundesprüfstelle hat da wohl was falsch verstanden.
Der Voldemort der Geschichte durfte nicht genannt werden.

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