Von Carsten Krystofiak, 28.10.2015

In dieser Woche vor 117 Jahren... waren die Hochzeiten ungültig.

In dieser Woche vor 117 Jahren...
waren die Hochzeiten ungültig.

Westfälische Rundschau und »Die Glocke« berichteten über ein Amtsenthebungsverfahren gegen den Ortsvorsteher von Ostbevern, das doppelt peinlich war.

Alkohol am Arbeitsplatz sorgte in Ostbevern für Verwaltungschaos. Für die Presse eine tolle Story.

Zum einen hatten sich bei Münsters Regierungspräsident Beschwerden darüber gehäuft, dass der Amtmann von Ostbevern »dem Trunk ergeben« sei und »viel Unsinn angestellt« habe. So habe er »nur wenig gearbeitet« und stattdessen Straßenmusiker zum Vergnügen vor seinem Haus spielen und mit Wein bewirten lassen. Bei Sitzungsterminen sei er nicht erschienen und schließlich in der Kneipe aufgefunden worden, aber schon so betrunken gewesen, dass er nicht mehr handlungsfähig war.


Ein Arzt aus Telgte stellte als Ursache des Alkoholismus fest, der Amtmann werde von der Familie seines Vermieters - einem Wirt - »in skandalöser Weise schikaniert«.
Zuletzt lag er tagelang im Delirium, die Amtsgeschäfte führte seine »Schreibhülfe«.

Schließlich wurden die Klagen so massiv, dass der Gemeindevorsteher nicht mehr vertretbar war und durch den münsteraner Regierungspräsidenten seines Amtes enthoben wurde.
Dabei stellte sich eine weitere Panne heraus: Bei seiner Amtseinführung war vergessen worden, ihn vorschriftsgemäß zu vereidigen, sodaß alle dienstlichen Handlungen wie allgemeine Verfügungen, Straferlasse, und vollzogene Trauungen (!) rückwirkend ungültig waren! Ein schönes Chaos!

Alkohol am Arbeitsplatz sorgte in Ostbevern für Verwaltungschaos.
Für die Presse eine tolle Story.

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