Von Carsten Krystofiak, 13.01.2016

In dieser Woche vor 95 Jahren... trat das Diktat in Kraft.

In dieser Woche vor 95 Jahren... trat das Diktat in Kraft.

Nach der Niederlage der Mittel-mächte im Ersten Weltkrieg wollte Frankreich endlich seine Rache für den deutschen Sieg von 1870 genießen und England die deutsche Wirtschaft als lästige Konkurrenz nachhaltig ausschalten. Dazu entwarfen sie ein Diktat, über dass der französische Dichter Aristide France sagte, es sei »kein Vertrag des Friedens, sondern eine Fortsetzung des Krieges«,

2010 (!) zahlte Deutschland die letzte Rate der Kontribution aus dem Versailler Diktat.

Zu der deutschen Delegation, die den Text prüfen sollte, gehörte der münsteraner Völkerrechtler Walther Schücking. Der Demokrat war im Kaiserreich mit seinen liberalen Ansichten oft angeeckt; für einen Ausgleich mit den Siegermächten hielt man den Pazifisten nun für genau den Richtigen.


Obwohl Schücking nationale Töne völlig wesensfremd waren - weswegen ihn das preußische Kultusministerium um 1900 als »sittlich unwürdig« einstufte - wollte er mit dem Versailler Diktat nichts zu tun haben und riet der neuen Reichsregierung von der Ratifizierung ausdrücklich ab. Auch weil Deutschland die alleinige Kriegsschuld zugeschoben wurde. Allerdings blieb den Deutschen angesichts der militärischen Kräfteverhältnisse keine andere Wahl, als notgedrungen zu unterschreiben.

Durch diese Erfahrung geprägt, baute Schücking ein Institut für internationales Recht auf. 1930 wurde er der erste ständige deutsche Richter am Internationalen Gerichtshof in Den Haag. Teile seiner Schriften flossen in die erste UN-Charta ein.

2010 (!) zahlte Deutschland die letzte Rate der Kontribution aus dem Versailler Diktat.

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