Von Carsten Krystofiak, 10.02.2016

In dieser Woche vor 93 Jahren... wurde Münster zur Beschwerdestelle.

In dieser Woche vor 93 Jahren... wurde Münster zur Beschwerdestelle.

Nach dem Versailler Diktat rückte französisches Militär ins Ruhrgebiet ein. Die willkürliche Besatzung stieß auf erbitterte Empörung. Die Franzosen und Belgier behandelten die Bevölkerung als Unterworfene. Es kam zu Diebstählen, Misshandlungen und Erschießungen von Zivilisten.

Im alten Präsidium am Domplatz liefen die Proteste über die Ruhrbesetzung zusammen.

Die gesammelten Beschwerden über das Verhalten der Besatzer landeten alle vierzehn Tage auf dem Schreibtisch von Münsters Oberpräsident der Provinz Westfalen. Dieser protestierte dann offiziell bei den jeweiligen Regierungen – natürlich erfolglos.


Mitte Februar kam es zu einer besonders brutalen Vergewaltigung einer Gelsenkirchenerin, die während ihres Umzuges auf offener Straße von Soldaten verschleppt wurde. Auch in diesem Fall formulierte Oberpräsident Würmeling ein scharfes Protestschreiben, das wirkungslos blieb. Auch die deutsche Polizei war machtlos: Deutsche Polizisten wurden von den Besatzungstruppen ebenfalls oft misshandelt und bedroht.

Der Fall war gefährlich, denn nach Polizeischätzungen wurden im Ruhrgebiet noch heimlich zehntausende Gewehre und sogar Maschinengewehre aus dem Weltkrieg gehortet. Ein Funke konnte genügen, um die Kriegshandlungen wieder aufflammen zu lassen. Die allgemeine Wut den radikalen Kräften erheblichen Zulauf. 1925 rückten die Franzosen auf Druck der Amerikaner wieder ab.

Im alten Präsidium am Domplatz liefen die Proteste über die Ruhrbesetzung zusammen.

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